Happy 1. Advent

Advent ist hier im Süden der USA kein Thema, aber nichtsdestotrotz fängt die Weihnachtszeit jetzt verstärkt an. Wir haben einen von Martina im Frühjahr selbstgemachten Adventskalender mit, aber ansonsten (noch) keine weihnachtliche Deko am oder im Auto angebracht. Statt dessen waren wir heute bei 24 Grad Celsius am Strand und haben uns gesonnt.

   
 Auf dem Rückweg vom Einkaufen dämmerte es schon und wir bekamen die ersten Dekorations-Kostproben zu sehen, die wir gern mit euch teilen. Auch im Wohnhaus bei uns gegenüber steht der voll beleuchtete Weihnachtsbaum schon im Wohnzimmer. Noch am Vormittag hat die Besitzerin in Shorts und T-Shirt ihren Wagen gewaschen.

  

   
Christmas is definitely on it’s way. By now we haven’t got any decorations on board. We had 76 degrees Fahrenheit today and we went to the beach, sun bathing. But the Americans weren’t that lazy, they started to decorate their houses. The people opposite the street, residents, washed their car in the morning and put up the tree in the living room in the afternoon. Now both, the car and the tree, are sparkling, the car in black, the tree in blue, red and white.

Tybee Island, Georgia

Wir sind immer noch auf unserer Insel, seit einer Woche schon, und heute haben wir um vier Nächte verlängert. Es ist einfach zu und zu schön hier auf dem Campingplatz (wenn ihr mögt, hier ist der link zu deren Fotogalerie). Dabei waren wir immer noch nicht in der Altstadt von Savannah, sondern genießen das Winterleben am Strand, der nur drei Blocks entfernt ist. Inzwischen, seit dem Vollmond, haben sich die Temperaturen stabilisiert, tagsüber auf 21-23 Grad, nachts so um 16 Grad. Davor war es nur ein paar Grad kühler, aber sehr windig. Bei den Strandspaziergängen schützte die Kapuze die langen Haare vor dem Verzotteln.

 

Hollywoodschaukeln am Strand, aber zu windig, um darauf zu relaxen
  
der Wind treibt den Sand über den Strand
 
Das Wasser auf den Bildern ist übrigens unterschiedlich. Auf dem oberen Foto ist der Atlantik zu sehen, auf dem unteren der Savannah River, der hier an der Spitze der Insel in den Atlantik mündet. Ab und zu fahren auch Containerfrachter hinein oder hinaus:

 

Containerschiff fährt Richtung Atlantik
 
Bisher haben wir am Strand Muscheln gefunden, meistens Bruchstücke, von denen die schönsten und glänzendsten in einer Schachtel zurück zum Campground transportiert werden. Heute allerdings waren wir bei Niedrigwasser und mit den Füßen im 17 Grad warmen Wasser unterwegs. Das sorgte für fette Beute! Alles, was das Sammlerherz hier an den Stränden finden kann, haben wir auch gefunden: schwarze, fossilierte Haifischzähne (viel größer als die, die wir in Myrtle Brach schon gefunden haben), einen strand dollar (den ersten, natürlich keinen lebenden mehr) und den Traum schlechthin, und das gleich drei mal, riesige vollständige Muschelschalen.

 

sand dollar (links unten) und Haifischzähne (rechts unten), normale Ausbeute (oben)
  
vollständige Rausch-Muscheln, in hellblau, klein und pink
 
Darauf erst einmal einen Kaffee und Kekse!

   
  

Prost Kaffee!
 
Für uns Nordeuropäer angesichts der Temperaturen und der immergrünen Bäume hier ist es schwer vorstellbar, dass die Vorweihnachtszeit angebrochen ist, aber die äußeren Zeichen sprechen doch auch außerhalb von Walmart dafür:

Christmas is coming, even to the campground

Black Friday

Auf Thanksgiving folgt Black Friday. In der Werbemail von Camping World, dem Partner von Good Sam, bei denen wir eine roadside assistance abgeschlossen haben (der ADAC fühlt sich bei so langen Aufenthalten nicht mehr für uns zuständig), also in der Werbemail stand als Slogan: After the Turkey, you should do some shopping! Viele Menschen nutzen den Freitag nach dem freien Thanksgiving-Donnerstag als Brückentag, so dass sie ein verlängertes Wochenende haben. Seit einigen Jahren wird dieser Freitag zum Einkaufen der meisten Weihnachtsgeschenke genutzt, und die Geschäfte werfen mit satten Rabatten und Sonderangeboten um sich, zum Teil schon während der ganzen Woche. Und damit nicht genug, der Montag darauf heißt dann Cyber Monday, den die Internet-Versender für sich zu nutzen wissen, damit die Menschen noch mehr Geld ausgeben können. Das aber nicht nur hier, die Werbung von  amazon Deutschland und anderen Versendern, bei denen wir manchmal bestellen, erreicht uns per Email-Newsletter auch hier, und auch da ist von Black Friday Angeboten und der Cyber Monday-Woche zu lesen. Für uns fällt dieses Jahr das Einkaufen von Geschenken aus. Zuhause sagen jetzt bestimmt etliche:“Och!!“. Wir werden weiterhin schöne Fotos für euch machen und die dann verschicken. Das erste von lebensgroßen Star Wars Figuren, gesehen bei Walmart, ging personalisiert schon auf die Reise.

  

In den jahreszeitlich extra aufgebauten Süßwarengängen von Walmart fanden wir aber auch das folgende Produkt, ein yard (0,914m) gefüllt mit Twix! 

  
Größer ist doch nicht immer schlechter, denn insgesamt waren sie nur halb so teuer, als wenn wir sie in den üblichen 6er-Packs kaufen würden. Bei Tagestemperaturen von 20 bis 22 Grad, nachts wird es im Moment auch nicht weniger als 16 Grad, allerdings eine Herausforderung: entweder alle möglichst zügig aufessen oder den Kühlschrank damit voll stopfen. Wir haben uns aus lauter Vernunftsgründen dann doch für die letztere Variante entschieden.
The day after Thanksgiving is shopping day, Black Friday. All shops advertise with massive price reductions, some since last Monday, to get people inside to start their Christmas shopping. Well, we won’t have to do Christmas shopping this year, so we are staying on the campground and the beach today. But we’re going to take pictures of things for some people at home and send them as a virtual gift. The Star Wars figures already went to Germany as a pre-Chritsmas gift. The yard of Twix bars wasn’t just virtual, it’s contents went into the fridge, some straight into our tummy, as a treat for us. 

Happy Thanksgiving

Heute ist Thanksgiving, das wohl ureigenste Fest Nordamerikas. An der Rezeption des Campingplatzes konnte man sich überhaupt nicht vorstellen, dass das Fest in Europa nicht begangen wird. Wir feiern zusammen mit ca. 80 Menschen auf dem campground. Die Betreiber haben die Truthähne und Schinken besorgt und statten den großen Pavillion mit Geschirr etc. aus. Wir nehmen ein Gericht mit und Getränke für uns. So einfach ist das. Seit dem frühen Mittag riecht es auf dem Platz nicht nur nach den üblichen Lagerfeuern, sondern auch nach gebratenem Fleisch. Überall kann man die deep fry-Automaten sehen, in denen der turkey in Öl vor sich hin gart. 

 

turkey bathing in hot tub
 
Auf einigen pitches liegt das gute Stück auch in Alufolie eingewickelt auf dem Kugelgrill. Unser Beitrag für das Fest ist europäisch, wir haben einen Tomaten-Couscous-Salat gemacht.  

Tomaten-Couscous-Salat mit Feta und Minze
 
Der Beginn war auf vier Uhr nachmittags terminiert und als gute Deutsche haben wir uns gefragt, wann man dann wohl auftaucht. Aber wir konnten nicht aus unserer Haut und waren pünktlich um zwei Minuten nach vier da. Es standen nicht viele Menschen vor dem River Room, in dem das Buffet aufgebaut werden sollte. Okay, dann waren wir wohl zu früh. Aber nein, als wir hinein gingen, um unseren Salat abzugeben, bog sich das Buffet schon unter der Last verschiedenster dishes, unglaublich!  

… und es kam immer noch mehr dazu …

Noch ein bisschen länger gewartet, bis das Buffet eröffnet wurde und dann rein in die Warteschlange, wir lagen weit vorn, und den ersten Teller gefüllt. Der ham, süßlich schmeckender gekochter Schinken und der turkey, in zwei Varianten, deep-fried in Erdnussöl und im Ofen gegart für die Erdnussallergiker, waren bereits aufgeschnitten.  

cooked ham
  
deep-fried turkey
 
Viele von den anderen Gerichten konnten wir nicht auf Anhieb erkennen, ganz im Gegensatz zu den Amerikanern. Also haben wir aufgefüllt, was ging und uns durchprobiert, oder auch gefragt, wenn die Gelegenheit da war.  

turkey, ham, stuffing, gravy, mashed potatoes, maccaroni with cheese, vegetables in something, mediterranian salad, …

Mit dem gefüllten Teller gingen wir dann zum Pavillion, wo Tische, Stühle und Bänke aufgebaut waren und per Beamer das American Football-Spiel zwischen Carolina und Dallas übertragen wurde. Davon haben wir nicht so viel mitbekommen, obwohl wir uns kurz vorher noch auf youtube zwei kurze Einführungen in das Regelwerk auf Deutsch angesehen haben. Wir haben uns lieber mit den anderen Personen am Tisch unterhalten. Das hat sehr viel Spaß gemacht und war viel zu schnell zuende, fanden wir. Um 18 Uhr waren alle wieder auf ihren pitches, das Buffet war abgebaut und wir hatten nicht einmal vom Dessert-Buffet probiert, dafür aber zweimal vom anderen.

 

lots of desserts, a sort of baclava inside the turkey
 
Das ganze nennt sich pot luck dinner, wenn alle einen Beitrag zum gemeinsamen Buffet mitbringen. Unsere Gesprächspartner sagten, wir hätten Glück, dass nicht ein hobo stew dinner angesagt wurde. Zu dem bringt jeder eine Konservendose mit und alles wird in einem Topf zusammen gekocht. Guten Appetit!

  

Today is Thanksgiving and we are part of this all American tradition on the campground. Everybody, who wants to join in, has to bring a dish and their own drinks. They call this a pot luck dinner. The campground people provide several turkeys and hams. From midday onwards the smell of roasted (on a barbecue) or deep-fried turkey drifted over the area and we prepared a mediterrenian salad dish. When we arrived at the announced meeting place the tables already bent with all the delightful things the people brought along. We joined the queue and ate lovely food. We didn’t know what all it was, but everything we had, tasted delicious. We found a seat in the pavilion, where tables, chairs and benches were set up and the American Football match between Carolina and Dallas was transmitted. But there was no time to watch the game because it was ever so nice talking to the other people on our table. Time went far to quick and after two hours everything was finished and everybody was back at their own pitch. We didn’t try the desserts but we had a great time!

Es geht doch nichts über einen anständigen Handwerker im Hause

Schon in Conway ist uns der Boden des einen Hängeschrankes abgestürzt, natürlich mitsamt Inhalt. Die zwei letzten bumper auf der Straße waren wohl zuviel. Es krachte vernehmlich und hinter uns lag alles durcheinander. Wir waren gerade auf einem Parkplatz angekommen und konnten so erst einmal notdürftig aufräumen. Glücklicherweise ist nichts von unseren Sachen kaputt gegangen.  

ganz schön plünnig angebracht
 Nachdem wir die Verleihfirma darüber in Kenntnis gesetzt hatten, sollten wir uns einen auto body shop suchen und das reparieren lassen. Inzwischen waren wir in Charleston angekommen und hatten aufgrund des sightseeing-Programms dazu nicht wirklich Zeit. Also verschoben wir es auf Savannah, da wir dort eine Woche sein würden. Insgesamt musste der Boden wieder mit zehn Winkeln und je zwei Schrauben befestigt werden. Zuhause hätten wir es schnell selbst erledigt. Aber dies ist ja ein Leihwagen. Am Montag Vormittag sind wir dann von Tybee Island herunter gefahren, um den Schrank im Campervan reparieren zu lassen. In der Rezeption des Campingplatzes gaben sie uns zwei Adressen von auto body shops, eine auf der Insel selbst und eine in Thunderbolt gleich auf dem Festland. Freddie‘ garage auf der Insel hat in dieser Thanksgivingwoche aber geschlossen, das wussten wir bereits von unserem Spaziergang am Samstag. Also nach Savannah hinein zur nächsten Adresse. East Coast Car Care macht nur Metallarbeiten, war aber sehr freundlich und hilfsbereit und schickte uns mit einer Anfahrtsskizze versehen zu Scott’s autobody, nur ein paar Ecken weiter (in amerikanischen Maßstäben). Dazu gab es noch die Hinweise auf die die Geschwindigkeit kontrollierende Polizei, damit wir nicht auch noch ein Ticket bekommen würden. Scott war ganz begeistert vom Campervan und dem Ausbau („I’m a Dodge man, you know!„), konnte aber auch nichts machen, da seiner Meinung nach hier ein carpenter von Nöten wäre. Er empfahl uns, zu Camperworld in Pooler zu fahren, da die auf RVs spezialisiert sind, nicht weit weg, just a few of miles. Also dahin, über Highways und Interstates, etliche Meilen weit, aber dort konnten sie auch nichts für uns tun, da die Werkstatt bis nach dem Wochenende ausgebucht war. Immerhin gab es dort restrooms, die wir besuchen konnten, da wir mittlerweile schon zwei Stunden oder so unterwegs waren. Sie schickten uns nach Richmond Hill zu Dick Gore’s RV Service. Auch dort waren sie wieder sehr freundlich und mitfühlend, die Frau hieß Hope (Hoffnung). Aber das bedeutete nichts, denn auch hier waren sie nicht in der Lage, kurzfristig oder auch später etwas zu tun. Sorry, ausgebucht bis Januar. Hier bekamen wir als Hinweis die Telefonnummer von Mr. Harmon, einem mobilen Mechaniker für RVs, der auf den Campground kommen würde. Es gestaltete sich wie eine moderne Schnitzeljagd, mit neuen ungefähren Ortsangaben immer weiter, wozu wir aber wirklich keine Lust hatten. Inzwischen waren wir schon mehrere Stunden unterwegs und hatten echt die Nase voll. Wir haben uns auf den Rückweg zur Insel gemacht und Kay hat unterwegs den Inhaber der Verleihfirma, Ernst, angerufen, damit der das direkt mit Mr. Harmon klärt. Hat er auch, dabei kam heraus, dass allein die Anfahrt eine Dreiviertelstunde dauern würde, alles zu bezahlende Arbeitszeit. Das gefiel ihm nicht. Nachdem Kay und Ernst mehrmals telefoniert hatten, wir waren inzwischen aus dem Stau geflüchtet, um einzukaufen, haben sie sich geeinigt, dass Kay die Reparatur vielleicht selbst vornehmen solle. Wir haben also anschließend bei Walmart Material eingekauft, Schraubendreher, Holzspachtelmasse und Winkel mit Schrauben. Nachmittags waren wir dann nach fünf Stunden und ungefähr 70 Meilen Fahrt endlich wieder auf dem Campingplatz, ziemlich erschöpft, reicher an Erfahrungen, für die Reparatur nicht viel erreicht. Fazit: alle sind freundlich und generell hilfsbereit, aber nicht in der Lage, kurzfristig etwas zu tun. Ernst meinte dazu, dass das alles sowieso nur Ausreden gewesen wären. 

Am nächsten Tag hat Kay das notwendige Präzisionswerkzeug zusammen getragen und legte los.  

nur Präzisionswerkzeug (die Bohrlöcher sind schon weiß) …
 
… und der Amboss
  Holzspachtelmasse in die ausgerissenen Bohrlöcher und mit einem der Winkel glatt gezogen, warten, bis es aushärtet. Damit man auch sehen kann, dass dabei etwas passiert, ist die Masse beim Auftragen quietschrosa. Mit der Zeit wird sie dann weiß. Die Winkel, die wir gekauft hatten, waren zu groß. Also die alten verbogenen auf dem Eisenring der Feuerstelle mit dem Beil wieder gerade gebogen. Mit dem Lineal an unserem Vergrößerungslesezeichen wurden die Abstände für die Bohrlöcher neu eingezeichnet. Wie schon gesagt, ohne Präzisionswerkzeug läuft hier gar nichts.  

Kay im Schrank
 Nach einer angemessenen Wartezeit wurde der Boden dann gemeinsam wieder eingesetzt und ta-daa

 

Schrankboden wieder da, wo er hingehört
Sieht aus wie vorher, und hat mit Wartezeiten und allem höchstens vier Stunden gedauert, weit weniger als unsere Odysee rund um Savannah.

Let’s talk about food

Eine unserer Hauptbeschäftigungen besteht aus Essen kaufen, zubereiten und zu verzehren. Der Einkauf bei Walmart und Co. dauert nicht nur immer lange, weil die Läden so riesig sind und die Sortierung bestimmter Warengruppen hier ganz anders organisiert ist, als bei uns (einen Großteil der Zeit verbringen wir mit Suchen). Wir werden auch immer erstaunlich viel Geld los. Dabei hatten wir gedacht, dass Essen hier recht günstig sei. Das ist es auch, im Prinzip, wenn wir nach den Spielregeln einkaufen würden:

– Kaufe alles in riesigen Mengen. Das geht nicht, weil das Fassungsvermögen der Schränke und des Kühlschranks im Campervan beschränkt ist. 

– Kaufe nach dem Motto „buy one, get one free„. Das geht aus den o.a. Gründen auch nicht.

– Schneide aus den Zeitungen, Prospekten etc. Coupons aus und kaufe dann die Artikel verbilligt. Das geht aus zwei Gründen nicht: diese Coupons haben wir noch nie gesehen, außer ausgeschnitten in den Händen anderer Käufer und der wichtigere Grund: die Sachen wollen wir gar nicht essen.

– Kaufe Fertiggerichte und wärme sie auf. Geht auch nicht, wir haben keine Mikrowelle an Bord und wollen auch das Zeug nicht essen.

-Kaufe Fleisch und lege es auf den Grill. Wollen wir auch nicht.

Es ließen sich sicherlich noch mehr Spielregeln finden. Aber wir möchten nun mal viel lieber aus frischem Gemüse Mahlzeiten selbst zubereiten. Und frisches Gemüse ist teuer, genau so wie so merkwürdige Dinge wie Couscous und Linsen, Wasser ohne Geschmacks-und Farbzusätze, Müsli usw. Quasi alles, was wir gern essen. 

Heute haben wir eine Bio-Supermarkt-Kette entdeckt, eigentlich aus Zufall. Wir standen im Stau und hatten Zeit, die diversen Shoppinggelegenheiten an der Straße zu studieren, Imbissketten, Bekleidung, Pfandleiher usw. Und darin ein grünes Schild mit der Aufschrift whole foods market. Also haben wir kurzerhand den Stau verlassen, war sowieso langweilig, und sind für eine Stunde in einem vertraut vorkommenden Einkaufserlebnis europäischer Art gelandet. Nachdem der, für amerikanische Verhältnisse kleine Einkaufswagen voll war, waren wir 100$ los. Dafür waren alle Produkte organic und wir hatten Gemüse von sehr guter Qualität, was hier sonst nicht immer der Fall ist. Wir haben abgepacktes deutsches Vollkornbrot gekauft, unglaublich teuer, aber dafür ohne Zucker. In einer Scheibe Brot stecken sonst zwei Gramm Zucker! Wer wird schon von einer Scheibe Brot satt? Und es gab für Getreide und Trockenfrüchte aller Art die Möglichkeit, diese in Papiertüten selbst abzufüllen. Auf diese Weise konnten wir unser Müsli selbst zusammen stellen. Und auch hier ist sonst der Zuckeranteil ausschlaggebend, denn in jedem Müsli und Granola stecken unglaubliche Mengen an Zucker, von den Kellog’s-Produkten mal gar nicht zu reden, und sie sind teuer. Auch in Joghurt ist viel Zucker, in eigentlich allem. Und wenn no added sugar drauf steht, ist da eben Süßstoff drin. Dieses ganze Land ist von der Nahrungsmittelindustrie zuckerabhängig gemacht worden, muss auf Dauer immer mehr von dem Stoff haben und wird dick und dicker, da der Zucker in Fett umgewandelt wird. Und dann wird ihnen eingeredet, sie müssten ihren Fettkonsum verringern und fettreduzierte Lebensmittel kaufen, die dann auch wieder gesüßt werden. Es ist unglaublich, aber wir sehen die Resultate auf jedem Campingplatz: dicke Menschen, die sich zu Fuß nur langsam fortbewegen können und deshalb lieber den golf cart nehmen und dort zu zweit nebeneinander nicht mehr hinauf passen.

 

Kay sucht bei Walmart jeden Gang ab …
  
… und sucht immer noch und findet trotzdem keine roten Linsen.
  
Wir mischen unser Müsli selbst: Haferflocken, Weizenkleie, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Mandeln in Scheiben, Rosinen, Cranberries.
  
 

The Low Country region – der Küstenstreifen in South Carolina und Georgia

Wir sind inzwischen ein bisschen rückwärts durch die Jahreszeit gereist, von fast kahlen Bäumen weiter im Norden bis hin in den Beginn des Herbstes in den Südstaaten, wo die Blätter gerade begonnen haben, sich zu verfärben. Auch die Temperaturen signalisieren für uns eher Spätsommer, wenngleich die Menschen hier bereits von winter season sprechen.

Wir fahren entlang des Gullah/Geechee Cultural Heritage Corridors und machen aufgrund einer Empfehlung der Museumsdame aus Lancaster Halt in Charleston, SC und Savannah, GA. Wir sind hier wirklich in den Südstaaten. Wer erinnert sich noch an den Film „Vom Winde verweht“? Der Himmel verfärbt sich beim Sonnenuntergang tatsächlich in diesen unglaublichen Technicolor-Farben. Und wir sind doch tatsächlich an einer Straße namens Rhett Butler Drive vorbeigefahren, führte in ein Neubaugebiet. 

Charleston, All America City, wie sie selbst von sich sagen, ist wirklich so schön, wie auch im Reiseführer beschrieben. Zur Besichtigung haben wir einen Tag erwischt mit 94% Luftfeuchtigkeit und 25 Grad Lufttemperatur. Der angekündigte Regen mit Gewitter blieb zwar aus, aber auch so war es für uns Nordeuropäer schon eine Herausforderung. Im visitor center empfahlen sie uns wegen der Überflutung bei Regen, zuerst den Markt anzuschauen. Die Altstadt liegt unterhalb des Meeresspiegels, daher die Überflutungsgefahr. Aber dazu kam es dann ja nicht. Matschige und sumpfige Zustände hatten wir auch auf dem Campingplatz genug. Der liegt nicht nur an einem See, sondern lief aufgrund des anhaltenden Regens auch noch ordentlich voll. Unser Campervan sackt trotz Schotter auf der Grasnarbe einige Zentimeter ein. Aber wir konnten den Platz immer noch aus eigener Kraft verlassen. Die Region hier an der Küste von South Carolina und Georgia heißt dementsprechend auch Lowcountry. Zurück nach Charleston: die Antebellum-Villen sind imposant und beeindruckend, mehrere Stockwerke hoch, die Schmalseite zeigt aus Steuergründen zur Straße hin. Die dort zu findende Tür führt in einen kleinen Hof, von dem aus man erst zur eigentlichen Eingangstür kommt. Eine riesige Veranda, die manchmal auch über zwei Stockwerke geht, versorgt das Haus auf der Südseite mit Kühlung. Aber auch die anderen Stadthäuser aus den verschiedenen Jahrhunderten sehen schön aus, im Baustil immer ähnlich, aber nicht so riesig. Wir sind lange zu Fuß durch das historische Charleston gelaufen. Die Stadt wirkt auf uns sehr (süd)europäisch, sehr aufgeräumt, viele schöne kleine Geschäfte und Restaurants in der King Street. Historisch war die Stadt immer mitten drin, sei es im Unabhängigkeitskrieg oder im Bürgerkrieg. 

Spannender fanden wir diesmal aber die wirtschaftlichen Informationen, die neu für uns waren. Richtig reich wurden die Plantagenbesitzer hier mit Reis-und Indigoanbau. Die Sklaven wurden nicht einfach so, wie wir noch in der Schule gelernt haben, in Afrika geraubt und nach Nordamerika gebracht, sondern es handelte sich um auf Reisanbau spezialisierte Menschen, die genau aus dem Grund gesucht und verschleppt wurden. Nach dem Bürgerkrieg ging dann auch der Anbau von Reis rapide zurück. Schon im Kunstmuseum von Myrtle Beach haben wir eine schöne Ausstellung zum Thema Reis gesehen, in der sich der Maler Jonathan Green mit der Geschichte seiner Vorfahren auseinander setzt. Wie wäre es gewesen, wenn diese spezialisierten Menschen als freie Menschen  gekommen und hier gelebt hätten? Schaut mal hinein, die Bilder sind wirklich schön: http://www.jonathangreenstudios.com. Inzwischen wird die Tradition der Gullah People hier geschätzt und promotet. An allen Stellen, an denen verstärkt Touristen auftauchen, sitzen Frauen (überwiegend, da das Handwerk von den Müttern an die Töchter weitergegeben wurde) und Männer, die aus sweetgrass und Palmgras Schälen und Körbe herstellen und verkaufen. Eine aufwändige Handarbeit, die ihr Geld Wert ist; leider übersteigt der Preis für eine mittelgroße Schale für Obst z.B. unser Reisebudget enorm. Sonst wäre sicherlich eine mit ins Reisegepäck gekommen. Wenn ihr mehr über die Gullah wissen möchtet, lohnt sich der Blick auf die entsprechenden englischsprachige Wikipediaseite.

Auf einer Plantage waren wir auch, allerdings keiner typischen, sondern auf einer, die nationwide bekannt ist für ihren Garten: Magnolia. Übermanngroße Azaleen, wie wir sie nur auf Fensterbänken kennen und sogar in der winter season hier noch in Blüte, zumindest einige. Die Magnolien hatten schon wieder Knospen. Im Juni muss das hier ein einziger Farbenrausch sein. Aber auch jetzt ist der Garten sehenswert. Die riesigen live oak trees, behangen mit spanish moss, sehen märchenhaft aus. Einen swamp garden gibt es auch und wir konnten unsere ersten alligators ansehen, in der Sonne aufeinander liegend faulenzen, dazu schneeweiße scheue Ibisse und neugierige futterversessene Pfauen.

Inzwischen sind wir auf Tybee Island, Savannah’s beach, und damit in Georgia angekommen. Der Campingplatz ist mal was besonderes, aber dazu mehr in einem anderen Blogbeitrag. 

 

Antebellum house in Charleston, SC
  

another Antebellum house
  
Gullah woman making sweetgrass basket in Market Hall, Charleston, SC
  
Magnolia Plantation
  
azaleas in the famous garden
  
a lot of spanish moss hanging from the trees
  
a peacock, not shy at all, tries to get some of our cookies
  
a white ibis in the swamp garden
  
two alligators sunbathing on a ramp
  
the swamp garden in autumn/ fall
 

We spent several days in and near Charleston, SC, which is a really beautiful city. We strolled along the main streets (Meeting Street and King Street), visited the quiet new Waterfront Park, had a look at those fantastic Antebellum houses and tried to cope with 94% humidity and 77 degrees Fahrenheit. It’s hard to believe that we are in the middle of November. We learned a lot about the Gullah people, descendants of slaves here in the Lowcountry, and their culture (see the above Wikipedia link, it’s in English) and saw them making their famous sweetgrass baskets. The artist Jonathan Green paints wonderful pictures of his ancestors, imaginating them coming here as the specialised workers in rice cultivation they were, but as free people. Have a look at his wonderful pictures, click on the link above.

We visited Magnolia Plantation with these huge and very old live oak trees. They look like fairytale trees with all this Spanish moss on them. The magnolias weren‘ t in bloom, but some of the azaleas, big like trees, not the small plants we cultivate in our living rooms at home. And we saw our first alligators!

Just now we are staying on Tybee Island, which is also called Savannah’s Beach, for a week and will celebrating Thanksiving with the people on the campground. But more on that in one of the next posts.

Amerikanische Campingplätze

Heute geht es mal ausschließlich um Campingplätze und wie wir sie erleben. Das werden ganz subjektive Gedanken sein, die ihr keinesfalls als „so ist das dort“ nehmen dürft. Aber es gibt schon wiederkehrende Muster. Wir sind zwar erst kurz im Lande, aber die Plätze und das Leben darauf ist definitiv ganz anders als in Europa. Wir haben bis jetzt auf Good Sam-empfohlenen und KOA-Plätzen gewohnt, wobei die letzteren uns von der Qualität der amenities am besten gefielen.

Beim Buchen oder Reservieren der Plätze, was am einfachsten telefonisch erledigt wird, werden wir als erstes nach der Größe des Wagens gefragt. Unser winziger Van ist nur knapp 20 feet lang und steht dann immer etwas verloren auf den pitches herum, die uns zugewiesen werden. Deshalb bekommen wir auch immer back-in Plätze, in die wir rückwärts einparken müssen. Am Ende des Platzes sind dann die Anschlüsse, Wasser und Strom ist die Minimalausstattung, manchmal könnten wir auch einen Fernseher an das Kabel anschließen, wenn wir denn einen hätten.

Häufiger gibt es die pull-through Plätze mit full hook-up. Da stehen dann die RV, die recreation vehicles. Die gibt es in unterschiedlichen Größen, von groß über größer bis hin zu riesig groß. Die fährt man auf der einen Seite auf den Platz, lässt das Teil dann für den Urlaub stehen, koppelt den mitgeführten Wagen ab, mit dem man dann zum Einkaufen oder zum Essen oder zu Ausflügen fährt. Diese PKW haben die Größe von unseren oberen Mittelklassewagen. Die RV werden zusätzlich an das Abwassersystem angeschlossen.   Es gibt hier auch Wohnwagen, die allerdings meistens auch eine erstaunliche Größe erreichen. Die werden von den hier gern gefahrenen pick-ups gezogen, der Auflieger wird dann auf die Ladefläche heruntergelassen und angekoppelt. Als wir das das erste Mal gesehen haben, konnten wir uns nicht vorstellen, wie das funktionieren sollte. Funktionierte aber gut und schnell, schwuppdiwupp waren die Menschen abgefahren, gute Frühstücksunterhaltung. Falls der Anhänger „klein“ genug ist, um an die Anhängerkupplung gehängt zu werden, passt hinten auf die Ladefläche des Pickups auch noch ein golf caddy, hier golf cart, mit dem man sich dann auf dem Campingplatz fortbewegen kann. Meistens gibt es auf den Campingplätzen auch noch eine Anzahl von log cabins, kleinen Holzhütten, in denen man für den Wochenendausflug übernachten kann.

Alle pitches sind standardmäßig mit Feuerstellen und einer festen Kombination aus Picknicktisch und Bänken ausgestattet. Und standardmäßig wird als allererstes die Feuerstelle mit Holzscheiten, die man mitbringen oder vor Ort kaufen kann, gefüllt und angezündet. Holz im Wald aufzusammeln ist verboten. Was uns irritiert ist, dass es üblich ist, auch im Wald ein Feuer zu entzünden, es dann den ganzen Tag brennen zu lassen und über Nacht unbeaufsichtigt weiter brennen oder glimmen zu lassen. Kein Wunder, dass es in Amerika immer mal wieder „aus Unachtsamkeit“ zu Waldbränden kommt. Auch standardmäßig wird der Tisch mit einer Tischdecke bedeckt und mit Essen und Getränken und einem Tischgrill vollgestellt, wenn nicht der ganz große Grill aufgestellt wird. Während wir den Herd im Campervan zum Essen zubereiten nutzen und auch innen am Tisch essen, findet das Leben der Amerikaner, zumindest am Wochenende, draußen statt. Unter der Markise, die ebenfalls gleich nach Ankunft ausgefahren und dann meistens mit Lichterketten, Lampions oder Lichterschlangen geschmückt wird, werden die bequemen, faltbaren Campingstühle, die wir auch an Bord haben, aufgestellt. Wenn sie nicht am Wagen stehen, gruppieren sie sich um die Feuerstelle herum.

Die Bathhouses, fast ausschließlich von uns genutzt, da eigentlich alle anderen Camper alle facilities an Bord haben und es dort durch die stets laufende Klimaanlage auch immer perfekt temperiert ist, können leider mit Sauberkeit und Ausstattung nicht mit denen mithalten, die wir bisher in Großbritannien genutzt haben. Es geht und es lässt sich aushalten, aber wir wundern uns nicht mehr darüber, dass die Amerikaner in den Gesprächen mit uns immer die Sauberkeit, die sie in Deutschland erlebt haben, hervorheben.

Manchmal werden Teile des Mülls recycelt, Blechdosen und Plastik, erstaunlicherweise nicht Papier. Die zugeknoteten Müllbeutel werden am Weg vor dem pitch abgelegt und im Laufe des Tages eingesammelt.

Wohnwagenaufleger auf Pick-up
RV, ungewöhlich farbig, mit angehängtem PKW, leider etwas verschwommen, da zu flott unterwegs
typisches RV in typischer Größe, der angehängte PKW ist noch nicht zu sehen, kommt erst um die Kurve
zusätzlicher outdoor-Wohnbereich unter der Markise, mit Teppich
wir allein unter Bäumen, ist absolute Nebensaison, sonst stände alles dicht an dicht
Picknickkombi mit Feuerstelle, diese besteht sonst auch gern aus einem eisernen Feuerring
Wir wollten auch mal: mit Fundholz und Kiefernzapfen
einfache log cabin

  

Erste, ganz subjektive, Eindrücke 

Seit fast 14 Tagen sind wir nun mit unserem kleinen Wohnmobil/Camper Van in den USA unterwegs. Vieles hier wirkt auf den ersten Blick irgendwie vertraut und ist doch völlig anders. Der stärkste Eindruck bisher: Dieses Land ist RIESIG. Alles ist groß. Die Entfernungen sind immer gewaltig. Egal, ob man zum Einkaufen fährt, zum Tanken, zum Sightseeing, zum nächsten Campground. Es dauert hier alles länger als bei uns, sehr viel länger, immer.
Wenn die Kassiererinnen bei ALDI in Deutschland im amerikanischen Durchschnittstempo ihrer Walmart-Kolleginnen arbeiten würden, dann würden sie sehr wahrscheinlich rückwärts arbeiten – und dann noch in Zeitlupe. Dafür wird dann alles von ihnen in Plastiktüten, die an großen drehbaren Gestellen hängen, verpackt; sehr schön ordentlich, damit nix kaputt geht und gleiches zu gleichem, auch wenn das bedeutet, für einen Gegenstand eine neue Tüte zu nehmen. Und vorsichtshalber kommt dann eben die gestopfte Plastiktüte in noch eine weitere. Wir brauchen keine Mülltüten zu kaufen und werden wahrscheinlich trotzdem einen extra Schrankkoffer voller Mülltüten mit nach Europa schleppen. Apropos Müll: für uns ebenfalls gewöhnungsbedürftig auf den Campgrounds ist zum einen das nahezu nicht verbreitete Recycling, höchstens mal Plastik und Dosen, aber nie Papier. Damit kann man ja wunderbar Feuer anzünden. Und zum anderen müssen wir unseren Müllbeutel nur an den Rand unseres pitches legen und dann wird die Tüte abgeholt. Sich möglichst nicht zu viel selbst bewegen, scheint auch hier das Motto zu sein.

Die Menschen hier sind durchweg freundlich, hilfsbereit und immer zu einem kleinen Chat bereit. Auch das verlangsamt das Tempo den Tag über. Irgendwie auch ganz schön, dass man immer Zeit und Gelegenheit für einen Schnack hat: über’s Wetter, über die Benzinpreise, über Deutschland (irgendwie war jede/r schon mal in Deutschland oder hat zumindest Verwandte dort…) und dass dort alles immer so schön ordentlich und sauber ist. Das werden wir ab sofort auch nicht mehr peinlich finden, sondern dem mit einigem Stolz entgegnen können: ‚Yessir! And I just LOVE it!‘ Hier in USA ist es mit der öffentlichen Sauberkeit nicht allzuweit her – gemessen an dem, was wir in Germany gewohnt sind. Die Menschen hier lassen gern einfach ihren Müll irgendwo liegen und niemand räumt ihn weg. An den Highways kann man Streckenabschnitte ‚adoptieren‘ – und muss dann dafür sorgen, dass dort kein Müll liegt. Die öffentlichen Toiletten (und dazu gehören auch die sanitären Einrichtungen auf den Campgrounds) entsprechen bei weitem nicht unseren Standards zuhause. Alles ist irgendwie alt, abgenutzt, ungeliebt, halbherzig gewartet – man gewöhnt sich irgendwie daran – und das ist wahrscheinlich das Problem. Da sich Amerika sowieso für das größte und beste Land der Welt hält, sind natürlich auch die eigenen Standards, die man hier gewohnt sind, das Optimum.

Die meisten Straßen und Gehwege sind lange nicht so gut in Schuss wie in Deutschland. Überhaupt haben wir den Eindruck, dass überall dort, wo ‚öffentliche Interessen‘ berührt sind, wo wir zuhause eine ‚gemeinschaftliche Aufgabe‘ erkennen, eher nichts passiert. Dort, wo es sich wohlhabende neighbourhoods leisten können, ist alles soweit in Ordnung – da darf Privatinitiative auch gern was kosten. In den ärmeren Gegenden ist dann auch sofort zu sehen, dass das Geld so gerade eben für’s Leben reicht, aber nicht mehr für die Pflege der (öffentlichen) Infrastruktur, der Vorgärten, Gebäude etc. In diesem Land, das so sehr auf simple Lösungen steht, ist anscheinend auch dies simpel: Wer Geld hat, dem geht’s gut – der Rest ist egal. Es ist erstaunlich und bemerkenswert, wie eng gesetzt die Grenzen der Solidarität sind. Nach dem stark fokussierten Ego kommt noch die Familie in den Blick – eventuell noch die unmittelbare Nachbarschaft – aber dann ist Ende Gelände. Erst unter der großen amerikanischen Flagge sind sich dann alle wieder einig. Aber die Flagge kann sich ja auch nicht wehren – so ist das mit den Symbolen, die von jedem mit allem aufgeladen werden können: Die Gestalt bleibt gleich, die Etiketten, die dran hängen, auch, aber die konkreten Inhalte sind wieder sehr unterschiedlich.

An amerikanischer Alltagskultur haben wir bisher vor allem die ‚Welt des Einkaufen‘ erlebt. Die Einkaufszentren sind gigantisch. Sie liegen immer am Rande der Stadt, oftmals mehrere nebeneinander und sind nur per Auto zu erreichen. Dort findet man alles, was man baucht – und auch alles andere. Walmart, Big Lots, Shop Rite, Walgreen, Kmart, Rite Aid, Best Buy – das sind nur ein paar Supermarkt- und Drogeriemarktnamen. Ach ja, ALDI gibt’s auch, noch nicht so weit verbreitet und mit einem viel größeren und vergleichsweise gleich günstigem Warenangebot wie in Deutschland – ein Stück zuhause. Während wir also in Europa ‚in die Stadt’ fahren, um uns mit dem Lebensnotwendigen zu versorgen, fährt man hier eben an den Stadtrand. Man hat (bis auf wenige Ausnahmen bisher) auch kaum eine Chance in eine Stadt zu kommen. Die Straßen führen einen immer hinaus oder drum herum… Und dann ist man plötzlich und unerwartet wieder auf dem Parkplatz von Walmart gelandet. Und diese superstores sind auch super-groß. Wir brauchen immer mindestens 1,5 Stunden für einen kurzen Walmart-Besuch. Auch das ist gewöhnungsbedürftig. Zeit – bei uns zuhause ja eher ein knappes Gut (Carpe diem!) wird in den USA massiv verbraucht – einfach konsumiert, als wäre immer genug vorhanden. Das allerdings hat auch durchaus eine positive und entschleunigende Wirkung. Nur: wir müssen uns echt daran gewöhnen.

Man braucht hier wirklich für alles sehr viel Zeit. Auf den Interstates darf man z.T. inzwischen schon 70 mph fahren – also ungefähr 110 km/h. Da man hier sowohl links als auch rechts überholen darf (und die riesigen Trucks nutzen das gern!) und unser Gefährt schon ganz schön Seitenwind empfindlich ist, bleiben wir meistens bei 55-60 mph. Da kann sich eine Strecke von bummeligen 400 Meilen schon mal auf 8 Stunden ausdehnen. Also, mal eben von Eckernförde nach Essen durchrutschen geht hier nicht. Überhaupt nicht. Hinzukommt der unverschämte Benzinverbrauch von ca. 20 Litern pro 100 km – bei unserem Dodge 3500. Aber – egal. Hier kostet das Benzin zwischen 45 und 50 Eurocent – da fällt der Verbrauch nicht ins Gewicht. Uns stehen die Schweißperlen der Verantwortungslosigkeit auf der Stirn, wenn wir das Gaspedal durchtreten und der amerikanische Kollege in seinem GMC-RAM-TOYOTA-NISSAN-FORD-PickUp-Truck winkt freundlich grinsend, wenn er uns mit 8-Zylindertuckern am Berg überholt. Der fährt dann 60 Meilen schnell und wir schnaufen mit knapp 50 die nächste 8 Meilen lange Steigung hinauf. Jaja, auch die Straßen bergauf sind hier lang. Platz ist außerhalb der Großstädte wie New York wirklich kein Problem. Auch davon gibt es reichlich.

Musikalisches in Form von Konzerten, Sessions o.ä. haben wir hier noch nichts mitbekommen. Es ist wirklich low season, nicht viel los, und in die jetzt startenden Weihnachtsshows wollen wir einfach nicht hineingehen. Das Mainstream-Entertainment-Angebot, das über die riesigen bulletin-boards auf uns einströmt, wollen wir auch nicht nutzen, ist nicht unsers. Allerdings vermissen wir es erstaunlich wenig. In GB haben wir ein einziges Mal kurz eine CD beim Autofahren abgespielt – hat genervt. Hier in USA haben wir noch nicht einmal das Radio eingeschaltet gehabt. Dafür musizieren, schreiben und gestalten wir lieber selbst.

Die folgenden Bilder stammen alle aus amerikanischen Kleinstädten!

Das letzte Bild in der Reihe zeigt übrigens vier drive thru Schalter einer Bank, das Gebäude selbst ist auch ziemlich groß für eine Filiale.

 

große Straßen (Myrtle Beach) – Feuerwehr im Anmarsch, sehr laut
  
große Autos (Myrtle Beach) – wir gehen zu Fuß, alle anderen fahren vor
  
große Bäume (Conway) – auf einem historischen Friedhof mit sehr alten Grabsteinen (Mitte 19. Jh.)
  
große Schaukeln (Conway) – für die kleine Pause zwischendurch
 
  

Myrtle Beach (South Carolina)

Der Atlantik lässt uns nicht los. Nicht genug damit, dass wir acht Tage und Nächte quasi in ihm herumgeschwommen sind, nein, jetzt sind wir wieder an der Küste angekommen, nur eben auf der anderen Seite des Teiches. Myrtle Beach ist, wie wohl jeder Küstenort hier, touristisch voll erschlossen. Aber da wir in der Nachsaison hier sind, ist es leer, viele Geschäfte sind geschlossen (macht gar nichts), viele Attraktionen auch (macht noch viel weniger was). Aber der Strand, der hat geöffnet und die Sonne auch. Nachts ist es frisch, so um die 6 bis 8 Grad. Und tagsüber scheint die Sonne bei heute 18 Grad. Und sogar die Muschelschalen haben amerikanische Ausmaße. Wir finden nur Bruchstücke, aber die sind größer als jede Muschelschale zuhause.

 

Myrtle Beach, pier
  
found the sun, at least
  
Bebauung mit Hotelhochhäusern, links von den Palmen, Strand rechts hinter den Dünen
  
    
 Myrtle Beach must be very crowded and touristy in summer. But just now it’s very pleasant here on the Atlantic coast. Warm during the day (65 degrees F), nippy at night (43 degrees F). Most of the shops are closed down for the season and only a few people are staying here like us, which leaves the beach nice and mostly empty. We went shelling today (new word, means collecting shells). We found only parts of shells and even these are big!