Nun steht unser Wohnwagen schon seit einigen Tagen wieder auf seinem Stammstellplatz, und wir sind ins Haus gezogen. Der Novemberregen weht in dichten Schwaden über die Wiesen, wir sehen uns das vom Sofa aus an und freuen uns schon auf die nächste Reise in ein paar Wochen in die Sonne.
Überraschenderweise scheint diese trotz momentaner Weltuntergangsstimmung vor dem Fenster doch auch noch über Schleswig-Holstein, man muss sie nur finden. Wir fahren nach Husum.
Theodor Storm, hier als blauer Scherenschnitt vor dem Stormhaus, setzte Husum mit seinem berühmten Gedicht „Die Stadt“ von 1851 ein literarisches Denkmal:
Am grauen Strand, am grauen Meer und seitab liegt die Stadt; Der Nebel drückt die Dächer schwer, und durch die Stille braust das Meer eintönig um die Stadt. (1. Strophe)
Und genau hier ist es, im Gegensatz zu weiten Teilen des Landes, gar nicht grau und neblig. Das Auto stellen wir zentral hinter dem Hafen ab, der Weg in die Innenstadt führt über eine Holzbrücke über das Hafenbecken.
Es ist sogar viel Wasser im Hafenbecken. Normalerweise erwischen wir bei unseren seltenen Besuchen die Ebbe, die wenigen Schiffe liegen dann ein paar Meter unterhalb der Kaimauer auf dem Schlick.
Das Rathaus auf dem ehemaligen Gelände der Husumer Schiffswerft im Binnenhafen leuchtet in der Sonne. Das macht doch gleich Appetit auf ein leckeres Fischbrötchen mit Matjes.
Auf dem Marktplatz wird bereits der Weihnachtsmarkt aufgebaut. Das Wahrzeichen Husums, die „Tine“, erschaffen vom Husumer Bildhauer Adolf Brütt, steht schon unter einem Zelt aus Lichterketten. Im Dunkeln sieht das bestimmt sehr stimmungsvoll aus, wir sollten dann noch einmal wiederkommen. Die Stadtkirche St. Marien im Hintergrund gilt als eines der bedeutendsten Werke des Klassizismus in Schleswig-Holstein.
Man kann einen langen Stadtrundgang auf Storms Spuren machen, dafür ist es uns allerdings trotz Sonnenscheins zu kalt. Wir begnügen uns mit einem Blick auf sein letztes Wohnhaus in Husum in der Wasserreihe mit dem kleinen, auch im November hübschen Garten. Hier ist das Museum untergebracht, nebenan findet man das Storm-Archiv.
Im Innenhof des Archivs finde ich dann noch alte Bekannte:
Hänsel und Gretel mit der Hexe stehen hier als kleine Holzfiguren. Vor ein paar Wochen trafen wir in Höxter auf sie, dort in Bronze gegossen (s. Eintrag vom 11.10.2021).
Trotz Sonnenschein wird es uns nun endgültig zu kalt, wir machen uns wieder auf den Weg ins Warme, zu Kaffee und Kuchen.