Berlin, Berlin! Wir sind nach längerer Zeit mal wieder ein paar Tage in Berlin. Diesmal sind wir mit dem Auto angereist, und noch bevor wir überhaupt im Hotel einchecken, fahren wir zur König Galerie, einer privaten Kunstgalerie in Kreuzberg. Die Galerie befindet sich in der ehemaligen katholischen St. Agnes Kirche, einem Paradebeispiel des architektonischen Brutalismus, einem Baustil, der ab den 1950ern Verbreitung fand. Die Kirche wurde 1967 fertiggestellt, aber als katholische Kirche nur bis 2003 genutzt und danach für andere Gottesdienste vermietet.
2011 wurde das ganze Bauensemble an eine Immobilien- und Verwaltungsgesellschaft verkauft, die wiederum 2012 den Kirchenteil für 99 Jahre an den Galeristen Johann König vermietete. Drei Jahre lang wurde das Kirchenschiff saniert und umgebaut. Wir durften uns damals schon einmal auf der Baustelle umsehen. Nun wollen wir uns das Ergebnis anschauen (und auch einen Blick auf die aktuellen Ausstellungen werfen).
Die ehemalige Kapelle ist zur Zeit fein eingesponnen: The Wall behind the Windows. Die japanische Künstlerin Chiharu Shiota lebt seit mehr als 30 Jahren in Berlin und hat in all der Zeit immer wieder entsorgte Fenster auf Baustellen gesammelt. In dieser Installation werden sie zum ersten Mal gezeigt, und man kann wieder wie früher aus ihnen herausschauen, wenngleich nur bis zur nächsten Mauer, oder auch durch eines hineinschauen.
Das ehemalige Kirchenschiff hat nun eine Zwischendecke erhalten. Oben werden Arbeiten der ungarischen Künstlerin Zsófia Keresztes unter dem Titel „In Ethylene Arms“ gezeigt. Sie möchte die Gleichzeitigkeit des Werdenden und des Vergehenden darstellen.
Unten findet die Gruppenausstellung „Places and Events“ statt. Leider sind keine Arbeiten dabei, die wir kaufen könnten. Unsere Wände sind zu klein für fast alle Werke. Und unser Geldbeutel ist viel zu klein für alles dort, sehr schade.
Gut gefallen haben mir die Skulpturen der Schwedin Bella Rune. Sie verwendet hier feinstes Mohairgarn für ihre Darstellungen der Schnittflächen zwischen der physikalischen und der erweiterten Realität.
Der Glockenturm steht separat vom Kirchengebäude und ist nicht zu besichtigen.