König Galerie, St. Agnes (Berlin, Oktober 2023)

Berlin, Berlin! Wir sind nach längerer Zeit mal wieder ein paar Tage in Berlin. Diesmal sind wir mit dem Auto angereist, und noch bevor wir überhaupt im Hotel einchecken, fahren wir zur König Galerie, einer privaten Kunstgalerie in Kreuzberg. Die Galerie befindet sich in der ehemaligen katholischen St. Agnes Kirche, einem Paradebeispiel des architektonischen Brutalismus, einem Baustil, der ab den 1950ern Verbreitung fand. Die Kirche wurde 1967 fertiggestellt, aber als katholische Kirche nur bis 2003 genutzt und danach für andere Gottesdienste vermietet.

2011 wurde das ganze Bauensemble an eine Immobilien- und Verwaltungsgesellschaft verkauft, die wiederum 2012 den Kirchenteil für 99 Jahre an den Galeristen Johann König vermietete. Drei Jahre lang wurde das Kirchenschiff saniert und umgebaut. Wir durften uns damals schon einmal auf der Baustelle umsehen. Nun wollen wir uns das Ergebnis anschauen (und auch einen Blick auf die aktuellen Ausstellungen werfen).

Die ehemalige Kapelle ist zur Zeit fein eingesponnen: The Wall behind the Windows. Die japanische Künstlerin Chiharu Shiota lebt seit mehr als 30 Jahren in Berlin und hat in all der Zeit immer wieder entsorgte Fenster auf Baustellen gesammelt. In dieser Installation werden sie zum ersten Mal gezeigt, und man kann wieder wie früher aus ihnen herausschauen, wenngleich nur bis zur nächsten Mauer, oder auch durch eines hineinschauen.

Das ehemalige Kirchenschiff hat nun eine Zwischendecke erhalten. Oben werden Arbeiten der ungarischen Künstlerin Zsófia Keresztes unter dem Titel „In Ethylene Arms“ gezeigt. Sie möchte die Gleichzeitigkeit des Werdenden und des Vergehenden darstellen.

Unten findet die Gruppenausstellung „Places and Events“ statt. Leider sind keine Arbeiten dabei, die wir kaufen könnten. Unsere Wände sind zu klein für fast alle Werke. Und unser Geldbeutel ist viel zu klein für alles dort, sehr schade.

Gut gefallen haben mir die Skulpturen der Schwedin Bella Rune. Sie verwendet hier feinstes Mohairgarn für ihre Darstellungen der Schnittflächen zwischen der physikalischen und der erweiterten Realität.

Der Glockenturm steht separat vom Kirchengebäude und ist nicht zu besichtigen.

Christo und Jean-Claude in Schleswig (September 2023)

Bevor es am Wochenende für viel Kunst nach Berlin gehen wird, eben ein kleiner Bericht von der letzten Ausstellung, die Christo noch persönlich beraten hat, bevor er 2020 starb. Nach Düsseldorf war die Schau des Lebensweges des Künstlerpaares kürzlich in Schloß Gottorf in Schleswig zu sehen.

Nach dem Kunststudium in seiner Geburtsheimat Bulgarien zog es Christo über Stationen in Wien und Genf 1958 nach Paris. Dort verdiente er seinen Lebensunterhalt als Porträtmaler, die Bilder mit seinem Geburtsnamen Javacheff signierend. Die hier abgebildete Frau ist die Ehefrau des Generals de Guillebon, deren Tochter Jean-Claude sich während der Sessions in Christo verliebte.

Jean-Claude war nicht nur mit einem anderen verlobt; nein, auch das Hochzeitskleid war bereits angefertigt. Das sollte nicht umsonst gewesen sein. Darum heiratete sie also ihren Verlobten, doch gleich nach den Flitterwochen verließ sie ihn auch schon wieder, um doch mit Christo zusammen zu ziehen.

Gemeinsam begannen die beiden in den 1960ern ihr künstlerisches Schaffen, und schon zu Beginn wurden Dinge verhüllt und verpackt. Der in Schleswig ausgestellte VW Käfer wurde bereits 1961 als Projekt skizziert. Ein fabrikneuer Käfer wurde dann verpackt, allerdings nur für eine kurze Zeit. Der Eigentümer wollte doch gern mit seinem Neuwagen fahren. Hätte er gewusst, dass das eingepackte Auto irgendwann einmal sehr viel mehr wert gewesen wäre als der damalige Anschaffungspreis, dann hätte er das Auto vielleicht eingepackt gelassen. So wurde ein identischer VW Käfer, Baujahr 1961, im Jahr 2013 noch einmal von Christo mit einer identischen Verschnürung verpackt und blieb es dann auch.

1964 übersiedelten Christo und Jean-Claude in die USA. Die Architektur in New York lud ebenfalls zum Verpacken ein, doch diese Skizzen blieben unrealisiert.

Als 1995 nach 23jähriger Planungs- und Verhandlungszeit der Berliner Reichstag in Berlin verhüllt wurde, war ich dabei. Wir fuhren für einen Tag nach Berlin und zurück.

Das Gebäude sah gigantisch aus in seiner silberfarbenen Hülle mit den vielen Falten. Und es fühlte sich faszinierend an. Eine kleine Stoffprobe als Erinnerung kam mit nach Hause.

Jean-Claude und Christo verhüllten nicht nur Gebäude und Brücken, sondern auch Bäume und ganze Inseln, stellten riesige Schirme in die Landschaft und stellten große Stofftore im New Yorker Central Park auf.

Das nächste Projekt, das wir in Deutschland besuchten, war das Big Air Package im Gasometer Oberhausen 2013. Es war Christos erstes Werk, das er nach dem Tod seiner Frau allein konzipiert hatte. In der Schleswiger Ausstellung gab es dazu weder Skizzen noch Bilder zu sehen. Aber dafür habe ich Fotos in meinem Archiv:

2018 waren wir dann in London, als das Projekt Mastaba in einer kleineren Variante im Hyde Park mit 7506 Ölfässern realisiert wurde. Hier sind Fotos zu sehen.

2021, ein Jahr nach Christos Tod, wurde die Verhüllung des Arc de Triomphe in Paris realisiert. Leider konnten wir zu der Zeit nicht dorthin fahren.

Am Ende der Ausstellung in Schloß Gottorf nun durften die Besucher selbst künstlerisch tätig werden und gemeinsam an einer großen Skulptur arbeiten. Kleine Papierschirmchen (die, die man sonst von Eisbechern kennt) sollten verziert und zu einem großen Bildnis zusammengefügt werden. Das machte Spaß!

Saisonschluss in Vikær (DK, September 2023)

Letztes Wochenende mussten alle Plätze in Vikær Strand Camping geräumt werden. Ein Großteil der Plätze am Wasser liegt in einem Schutzgebiet. Ab dem 1. Oktober müssen die Vögel dort wieder ungestört sein.

Wir haben unseren Platz schon schrittweise an den schönen Wochenenden davor geräumt.

Zuerst war das Vorzelt an der Reihe. Da es seit März aufgebaut und von außen Wind, Wetter und Vögeln und von innen Wassermassen, Strandsand und Spinnen ausgesetzt war, musste es entsprechend gründlich gereinigt werden.

Am nächsten Wochenende nutzten wir zuerst das schöne Spätsommerwetter aus, um draußen unter dem Sonnensegel zu sitzen, bevor dann wirklich alles eingepackt wurde. Ein letztes Mal gab es kanelsnegler zum Tee.

Dann wurde der Wohnwagen von außen gründlich mit Wasser geputzt. Auf dem Campingplatz ist der Wasserdruck einfach stärker als bei uns zuhause.

Und dann hieß es Abschied nehmen für dieses Jahr. Im nächsten Jahr wollen wir wiederkommen, allerdings nicht als Dauergäste, sondern erst zur Nachsaison.

Vi ses!