… und Flensburg kann sie stillen, die Sehnsucht nach ganz Skandinavien, mit einem Ausflug in die Kunst.
Gleich drei Museen zeigen Kunst aus allen nördlichen Ländern:
Wir beginnen auf dem Museumsberg mit der Ausstellung „Der wirklich echte Norden! Kunst der Färöer – Wellen. Warten. Wiederkehr.“, die später im Schifffahrtsmuseum fortgesetzt wird. Zehn Künstlerinnen und Künstler stellen zum ersten Mal in Deutschland aus. Die Färöer sind eine der kleinsten Nationen Europas mit nur halb so vielen Einwohnern wie die Stadt Flensburg, dafür aber mit einer ausgesprochen aktiven Kunstszene und Menschen, die Kunst schätzen. In fast jedem Haus hängen dort Originalkunstwerke.
Wir bewundern aktuelle Gegenwartskunst eine große Vielfalt in den künstlerischen Techniken:
Blaue Bilder und Glaskunst (erkennt Ihr den Wal?) von Tróndur Patursson (*1944), die immer wieder die Felsenlandschaft der Färöer Inseln zum Thema haben.
In den Arbeiten von Astri Luihn (*1949) tauchen immer wieder die Papageientaucher auf ihren Vogelklippen auf. Die studierte Musikwissenschaftlerin hat für alle Ausstellungsräume auf dem Museumsberg passende Musik von den Färöern herausgesucht, die wir uns über einen QR-Code anhören können. Und schon wirken die Kunstwerke ganz anders auf uns.
Randi Samsonsen (*1977) bespielt den ehemaligen Eingangsbereich komplett mit ihren gestrickten, gehäkelten, genähten und ausgestopften amorphen Objekten. Bunte Farben wecken Erinnerungen an die Kindheit und das Material Wolle ist das traditionsreichste Material ihrer Heimat. Färöer heißt übersetzt Schafsinseln.
Die Serie „Ohne Titel“ der Künstlerin Annika á Lofti (*1983) hängt eigentlich im Nationalmuseum der Färöer. Die vier Hologramme sind komplett nach Flensburg ausgeliehen worden. Auf allen ist ein junger Mann mit nacktem Oberkörper zu sehen, der im nächsten Moment in einer Lichterscheinung verschwindet.
Die Spiegelungen der Felsenformationen im Wasser stammen von der Grafikerin Jóna Rasmussen (*1946).
Brandur Patursson (*1976), ein Sohn des oben schon erwähnten Tróndur Patursson, hat eine faszinierende Installation (optic sculpture installation) geschaffen. Durch eine Glasplatte, die in weichem Zustand über Beton- und Metallelemente in ihre Form gebracht wurde, wird ein Video projiziert, in dem sich Tinte in Wasser auflöst.
Spätestens die Landschaftsfotografien von Ingi Joensen (kein Foto gemacht) wecken in uns den unbändigen Wunsch, demnächst selbst Urlaub auf den Färöern zu machen.
Im Schiffahrtsmuseum geht es weiter. Hier ist das übergreifende Thema der Werke das Leben vom und mit dem Meer. Der Untertitel lautet „Maritime Kunst der Färöer Inseln des 20. Jahrhunderts. Sámal Joensen-Mikines war der erste, auch im Ausland bedeutende Künstler.
Beim Leben vom Meer kann der Walfang nicht fehlen. 1960 malte er Grindadráp (Waltötung).
Hier hängen auch weitere Werke von Jóna Rasmussen. Besonders beeindruckt waren wir von den Arbeiten von Marius Olsen (*1963), in denen ebenfalls die herbe Landschaft der Inseln eine Hauptrolle spielt.
Nach einer Kaffeepause ist dann noch Zeit, in die Dansk Centralbibliotek zu gehen. Anlässlich des 100. Geburtstags des Vereins ‚NORDEN’ gibt es eine große Ausstellung, zu der je eine Künstlerin aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden eingeladen wurde. Es gibt Skulpturen, Fotografien, Textilarbeiten, Installationen und natürlich auch Malerei zu sehen.
Hier zeigt ich eine Auswahl aus „Nordisk Kunst nu“:
Tak for kaffe (2016) von Vibeke Nørgaard Rønsbo aus Dänemark
Mountain von Òlöf Einarsdòttir aus Island. Sie verwendet gewebtes Leinen, Pferdehaar und Sisal
Numb (2018) von Eeva Hannula aus Finnland
Kraftfält und Små förhoppningar von Yvonne Swahn aus Schweden
Tapt og funnet von Borghild Rudjord Unneland aus Norwegen
Und dann noch zwei charakteristische Ansichten aus der Norderstraße: