Bei der Weihnachtsbeleuchtung während der Adventszeit ist Madeira uns weit voraus. Einen Adventskranz, Kerzen oder einen Adventskalender, alles Dinge, die uns bei uns zuhause das Warten auf Weihnachten verkürzen, haben wir auf Madeira nicht gefunden. Hier dreht es sich mehr um die frohe Erwartung der Geburt Christi. Geschmückte Weihnachtsbäume stehen in allen Gebäuden, auch schon in den Privathäusern. Diesen Baum fanden wir im Airport:
Überall werden Krippenszenen aufgebaut. Diese kleine Szene steht im Hotelrestaurant:
Am Rathaus von Câmara de Lobos waren am 10.12. von morgens bis abends mehrere Gemeindearbeiter damit beschäftigt, die lapinha aufzubauen. Diese ist auf mehreren Stufen verteilt, auf der obersten Stufe liegt Baby Jesus in seiner Krippe. Viele Personen, Tiere und weitere Gegenstände gehören dazu, ebenso wie unzählige Weihnachtssterne in allen Farbabstufungen von Weiß bis dunkelrot.
So wirklich viele Touristen kommen am Rathaus nicht vorbei. Von daher nehmen wir an, dass dieser Aufwand tatsächlich für die Bewohner der Stadt getrieben wird.
Zur Krippenszenerie gehören zwingend auch die Seharinhas, kleine Blumentöpfe mit Weizenschößlingen. Von Jesus gesegnet versprechen sie eine gute Ernte im nächsten Jahr. Die Weizenkörner werden am 8. Dezember, dem Tag von Nossa Senhora da Conceição, einem Feiertag auf der Insel, zum Keimen in Wasser eingelegt und spätestens nach der ersten Missa do Parto in Erde gepflanzt. Aber auch auf Madeira hat man immer weniger Zeit für all die Traditionen. Töpfe mit grasartigem Inhalt sahen wir bereits am 10.12. zwischen allen Arten von Obst und Gemüse in der Markthalle. Nur wussten wir da noch nicht, was das sein sollte und haben kein Foto davon gemacht.
Ab dem 16. Dezember, bis einschließlich dem 24., finden morgens zwischen fünf und sechs Uhr morgens die Missas do Parto statt. Zu diesen Messen werden hausgemachte Liköre getrunken, natürlich nur, um der morgendlichen Kälte der Jahreszeit zu begegnen. Die Messen enden mit fröhlichem Gesang und Tanz, auch da ist der Likör sicherlich hilfreich. So beginnen die letzten zehn Tage vor dem Fest immer prima.
Am 16. werden nach der ersten Messe auch die gequollenen und gekeimten Weizenkörner in kleine Blumentöpfe eingepflanzt und zur Krippe gestellt. Zusammen mit Walnüssen, Maronen und Mandarinen duftet es nun im Haus nach Weihnachten.
Am 23.12. ist die Krippenszene vollständig, alle Geschenke liegen (hoffentlich) bereits unter dem Tannenbaum, nun geht es in die Inselhauptstadt. Es ist Market Night! Rund um den Bauernmarkt in Funchal stehen auf allen Straßen Stände, um noch last-minute-Dinge wie frische Mandarinen einzukaufen, sich die vielen bunten Lichter anzusehen und mit Verwandten und Freunden auf das Weihnachtsfest anzustoßen.
Am Heiligabend steht auch auf Madeira die Familie im Mittelpunkt. Man trifft sich zum Essen. Der Tisch ist vollbeladen mit herzhafter Hühnersuppe, süßen Honigkuchen und Honigkeksen und anderen Leckereien. Um Mitternacht gehen alle zusammen in die Messe. Am nächsten Morgen dürfen dann (endlich) die Geschenke, die unter dem Weihnachtsbaum warten, geöffnet werden.
Doch damit hören die Festlichkeiten auf Madeira nicht auf. Zu Silvester steigt in Funchal acht Minuten lang „das größte Feuerwerk der Welt“. 2006 schafften sie es damit tatsächlich in das Guinnessbuch der Rekorde. Wenn man rechtzeitig bucht, kann man das Ganze bei einer Party auf einem Schiff erleben. Auf jeden Fall sollte man dann mit einem Glas Champagner in der einen Hand und 12 Rosinen in der anderen Hand das vergangene Jahr Revue passieren lassen und auf das neue anstoßen.