Bezwingung des Cabo Girão (Madeira 21)

Mit dem sparkling wine schon zum Frühstück treffen wir Churchills Ausspruch doch schon fast, ist ja kein harter Drink. Doch die halbe Flasche Sekt im Kopf, vormittags, in der Sonne, bringt einen schon auf Ideen. Wie wäre es, zum Cabo Girão hinaufzusteigen? Das wäre doch ein schöner Geburtstagsausflug. Sind nur knapp vier Kilometer, für den Rückweg könnte man den Bus nehmen.

Der Mittagsschlaf half auch nicht dabei, eine Verbindung zu ziehen zwischen „unser Hotel liegt am Hafen = Meereshöhe“ und „zweithöchstes Kap der Welt, ca. 580m hoch“. Immerhin nehmen wir mehr Wasser mit als sonst. maps.me findet uns den besten Weg, soll unter zwei Stunden dauern.

Wir sind grade los, da treffen wir auf folgende Weihnachtsszene. Weitere dekorative Highlights werden folgen.

Durch den Tunnel gelangen wir in den westlichen Teil von Câmara de Lobos.

Wir keuchen die steile Straße hoch, es ist warm, und ein Blick zurück zeigt uns, wieviel Höhe wir schon nach zwanzig Minuten geschafft haben. Geht doch!

Eine italienische Kleinfamilie hat das gleiche Ziel. Immer mal wieder überholen wir einander bei individuell eingelegten Verschnaufpausen.

Dann geht es auf den alten Pfaden zwischen der Bebauung und den kleinen Terrassenfeldern weiter. Das Gurgeln des Wassers begleitet uns stets, sehr beruhigendes Geräusch.

Nach einer guten Dreiviertelstunde (und einer gefühlten Ewigkeit) erreichen wir die Teleferico in Rancho. Die Seilbahn wurde angelegt, damit die Bauern die Felder unten am Meer einfacher als mit dem Boot erreichen können.

Das Café ist geschlossen, aber der Ausblick entschädigt. Wir haben ja Wasser und sind jetzt 250 Meter über dem Meeresspiegel.

Ich bin bereit, meinen Geburtstagsausflug abzukürzen und nach der Seilbahnfahrt hinunter zu den Feldern einfach wieder zum Hotel zurückzugehen.

Doch Kay macht beim Blick in die Tiefe schlapp, 250 Meter in quasi freiem Fall. Aber alleine traue ich mich auch nicht. Dabei wachsen da unten tropische Früchte wie Mango und Pitanga (Surinamkirsche). Auch der berühmte Malvasiawein wächst dort. Wir könnten baden, der Atlantik hat hier immer noch 18 Grad, das Wasser ist kristallklar.

Aber nichts zu machen. Das reicht mir dann doch noch nicht als Ausflugshöhepunkt. Wir gehen weiter. „Nun ist es ja auch nicht mehr so weit!“

Bald wechselt unser Ausblick auf das Landesinnere. Auch das Wetter wechselt, doch die Bewölkung ist angenehm. Das permanente Treppauf ist wirklich schweißtreibend und mit einer angeschlagenen Lunge anstrengend.

Aber ich kann einfach nicht mehr. Ich will nur noch bis zu dem Aussichtspunkt da oben. Und dann mit dem Bus zurück. Es reicht an Anstrengung.

Tja, Pech gehabt! Ist keine Aussichtsplattform und an der Straße fährt kein Bus. Die nächste Haltestelle ist erst am Cabo Girão. Dann eben weiter!

Den Ausblick könnte man immer haben, wenn man ein Appartement in dieser Ferienanlage besäße. Nun ist es wirklich nicht mehr weit, links im Bild ist die Aussichtsplattform schon zu sehen.

Geschafft!! Gemeinsam mit vielen anderen Menschen aus aller Welt (wir sprechen mit Leuten aus Lissabon und Rio de Janeiro und hören Dänen sprechen), die meisten per Auto/ Bus hochgefahren, wir sind definitiv die Tapferen.

Jetzt fehlt zu meinem Glück noch der Skywalk, auf den Kay auch lieber verzichtet. Es kostet viel Überwindung, auf die Glasfläche zu treten. Der Blick hinab ist surreal!

Für die Strecke haben wir mit Fotostopps und Verschnaufpausen drei Stunden benötigt. Entsprechend erledigt könnten wir alles essen, was das Caféangebot hergibt.

Nach einer ausgiebigen Pause verzichten wir auf die Busfahrt und beschließen, die Treppen wieder hinunter zu steigen. Unsere Muskeln werden für die Ausgleichsbewegung vielleicht dankbar sein (Spoiler: nur im Ansatz!).

Hinterlasse einen Kommentar