Another fine day at the beach, AL, day 35 (USA 2022)

Der Tag ist sehr, sehr warm, die Sonne scheint vom blauen Himmel auf uns herab. Es ist still auf dem Campingplatz, da alle mit Sack, Pack und Auto an den Strand gefahren sind. Da wollen wir auch noch hin, aber da wir weder Sonnenschirm noch Pavillon dabei haben, bleiben wir erst einmal im Schatten der Markise sitzen, genießen die Ruhe und lesen.

Als wir am Strand ankommen, sind die meisten anderen schon nicht mehr da. Das trifft sich gut, so müssen wir nicht so weit laufen, um unter uns zu sein.

Wir lagern bei den zwei westlichen Röhren, die als Peilstäbe für ein künstliches Riff dienen. Wenn man so im Wasser ist, dass die gestreifte hinter der gelben Röhre verschwindet, findet man das westliche Ende des Riffs.

Heute ist es zum Schnorcheln zu windig, keine gute Sicht unter Wasser, die gelbe Flagge weht. Das bedeutet hier ‚mittlere Gefahr‘: moderate Wellen, schwache Schwimmer sollten nicht ins Wasser gehen.

Wir sind die dänische Nordsee gewohnt, für uns sieht das Meer extrem einladend aus. Und im Gegensatz zur Nordsee ist das Wasser hier sehr warm. Schwimmen kann man nicht, dazu es es viel zu flach. Aber sich von den Wellen treiben lassen, ist klasse.

Wenn man aus dem Wasser heraus kommt, ist es quasi genauso warm mit einer leichten Brise. Wir fühlen uns wie in einer riesigen indoor-Anlage. Was für ein tolles Stückchen Erde!

Nachdem wir mehrmals im Wasser waren, machen wir uns auf den Rückweg zum Campingplatz. Der Parkplatz ist noch nicht leer, denn nun kommen alle die, die den Sonnenuntergang sehen wollen. Auch der Beach Pavillon füllt sich, dort scheint es ein Dinner mit Feuer im Kamin und vielen Leuten zu geben.

Hiking-Tour im Gulf State Park, AL, day 34 (USA 2022)

Da wir nicht so einfach an Fahrräder kommen können, entscheiden wir, eine kleine Wanderung zu machen. Es gibt hier jede Menge trails, wir kombinieren einige, so dass wir einmal um den Middle Lake herum kommen. Das erscheint uns machbar, ca. acht Kilometer in gut zwei Stunden.

Zuerst geht es über einen erhöhten Holzbohlenweg durch eher sumpfiges Gebiet.

Der kleine lizard genießt die Sonne. Wir würden uns über etwas mehr Schatten freuen.

Danach geht es auf Asphalt weiter, es scheint keine Gefahr mehr von plötzlichen Alligator-Begegnungen auszugehen. Als die ersten spanischen Entdecker in den 1500ern hier ankamen, fanden sie eine dichte Bewaldung mit Sumpfkiefern vor. Gutes Holz, aus dem und mit dem man alles mögliche machen konnte. Es dauerte nicht so wahnsinnig lange, bis 97% des Bewuchses verschwunden war.

Nun forsten sie zumindest den state park wieder mit den Sumpfkiefern auf. Diese Kiefer ist im „Gras-Stadium“, sie bleibt darin sieben Jahre.

Die Kiefern im Vordergrund sind noch recht buschig, aber schon etliche Jahre alt. Die hohen Bäume im Hintergrund sind ausgewachsene Sumpfkiefern. Sie können bis zu 300 Jahre alt werden, wenn man sie nicht vorher fällt.

Die Seen und Kanäle, die Gräben und Sümpfe im state park stehen alle miteinander in Verbindung. Die Ebbe und Flut-Bewegungen des Ozeans übertragen sich auf die Gewässer des state parks.

Auf der anderen Seite des Sees kommen wir an anderen typischen Pflanzen vorbei. Die Pflanze im Vordergrund sieht aus wie Rosmarin. Der Strandrosmarin („falscher Rosmarin“) kommt sehr lange ohne Wasser aus und wächst überall in den Dünen der Golfküste. Der dunkle Busch im Hintergrund heißt Florida Rosemary, ist auch kein Rosmarin, sondern gehört zu den Erikagewächsen.

Wir nähern uns wieder dem Middle Lake und stoßen auf den nächsten Holzbohlenweg, der uns über die wetlands zurück zum Campingplatz führt.

Gulf Shores State Park, AL, day 33 (USA 2022)

Wir sind noch etwas weiter westlich gezogen. Den Strand mit den Dünen und dem sugar sand haben wir beibehalten, ebenso das smaragdgrüne Wasser. Allerdings befinden wir uns inzwischen im Staat Alabama und campen in einem state park. Es ist herrlich hier, so viel ruhiger und so viel mehr Platz.

Der Campingplatz ist riesig und nimmt dabei nur einen kleinen Teil des state parks ein. Dieser umfasst Waldgebiete, Dünen und einen vier Meilen langen Strandabschnitt, drei Seen und viele trails zum Wandern und Fahrrad fahren.

Fahrräder zur Benutzung im state park kann man sich für drei Stunden kostenlos ausleihen. Leider gibt es keine Station in unserer unmittelbaren Nähe. Auf dem Bild ist im Hintergrund ein kleiner Teil des Campingplatzes zu sehen.

Wir wollen den Strand des state parks erkunden. Ein Weg führt über diesen Holzweg auf Stelzen. Der führt nicht nur über die Wasserläufe, sondern auch über das sumpfige Gebiet. Erhöht, damit man nicht unverhofft eine Begegnung mit einem Alligator macht.

Wenn der Highway überquert ist, führt der Weg an vielen, für die Amerikaner notwendigen Gebäuden vorbei, um den Besuch in der Natur angenehm zu machen: ein großer Parkplatz, ein Zentrum, in dem die Natur um einen herum erklärt wird, mehrere Unterrichtsräume, Toiletten und Duschen, ein Strandpavillion und weiteres.

Dieses Gebäude ist der Strandpavillion, in der Mitte ein völlig überdimensionierter offener Kamin.

Wie schon in Navarre Beach ist die Strandseite der Straße mit hohen Hoteltürmen bebaut, bis exakt zur Grenze des Naturparkgeländes. Wir sind uns sicher, dass sie weiterbauen würden, wenn der folgende Abschnitt nicht geschützt wäre.

Der Strand ist auch am Nachmittag noch gut besucht. Wir laufen so lange, bis wir den Zuckersand für uns alleine haben, setzen uns hin und genießen die Ruhe.

Das Meer hier ist etwas tiefer als an der Küste Floridas. Deshalb gibt es hier noch mehr Muscheln zu finden. Leider bleibt es wieder bei Bruchstücken. Diese Muschel war beinahe fußgroß.

Auf dem Rückweg fliegen ein paar Pelikane über uns rüber, faszinierende Vögel.

The Sound of Freedom, FL, day 32 (USA 2022)

In Amerika ist es ja so eine Sache mit der Freiheit. Der erste Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung legt die Freiheiten der Bürger fest. Da steht aber nichts darüber, wie die Freiheit klingt. The Sound of Freedom ist nicht nur der Name eines aktuellen Kinofilms über Kinderhandel, sondern auch der Name eines Indoor-Schießstands in Missouri. Ein sehr weites Feld. Im Prospekt des Campingplatzes lesen wir unter der gleichen Überschrift folgendes: Der Donner, den man abends hört, entsteht auf dem nahen Militärgelände. Dort testen sie Geschütze, die sie dort herstellen, bevor diese an die Truppen ausgeliefert werden.

Blick von Navarre Beach aus über den Santa Rosa Sound, der gesamte Baumbestand im Hintergrund schirmt das Air Base Gelände ab.

Das stimmt wohl so, allerdings heruntergebrochen auf den Bildungsstand des Feld-Wald-Wiesen-Amerikaners. No offence, aber das Grundbildungsniveau hier erscheint uns manchmal atemberaubend niedrig zu sein. Die Airbase ist flächenmäßig die größte der amerikanischen Armee und wohl auch weltweit. Sie nimmt 1875 Quadratkilometer auf dem Land ein, was sie nicht zur größten macht. Dazu kommen aber noch 318.000 Quadratkilometer Wasserareal im Golf von Mexiko als Schussbereiche. Alles eine Frage der Rechnung.

Testgelände, manchmal auch für Raketen, für uns unvorstellbar

Hier auf der Airbase werden luftgestützte Waffensysteme entwickelt und getestet. Der größte Teil des Geländes und der Teil der vorgelagerten Insel dient als Waffentestgelände. Und sie testen an einigen Tagen ausgiebig, auch von morgens bis abends. Ständigen Geschützdonner möchte man nicht hören, wenn man Strandurlaub macht. Aber es scheint hier niemanden zu stören. Im Gegenteil.

An der Rückseite des Rezeptionsgebäudes ist dieses Bild zu sehen. Militärangehörige, auch Veteranen, erhalten in Amerika bei allem Rabatte, auch auf den Campingplätzen.

Aber warum sie Geschützlärm von getesteten Waffen als Sound of Freedom bezeichnen, das ist uns immer noch rätselhaft. Auch unsere Freunde, junge Leute, mit denen wir uns hier getroffen haben, haben keine Erklärung dafür. Ihnen kam bei dem Begriff Sound of Freedom als erstes der Klang der Liberty Bell in den Sinn.

Navarre Beach, Emerald Coast, FL, day 31 (USA 2022)

Wir fahren über den Santa Rosa Sound nach Navarre Beach. Eine sehr langgezogene Düne bzw. Insel schirmt den Sund vom Golf von Mexiko ab, sie heißt Okaloosa Island.

Die beiden äußeren Zipfel sind unbebaut und gehören zum Gulf Islands National Seashore. Der mittlere Teil ist ebenfalls fast unbebaut und gehört zur Eglin Air Force Base. Links und rechts davon alles bebaut. Allein die Hotel- und Ferienhausbebauung in Navarre Beach ist fast sechs Kilometer lang.

Dann aber kommen wir im unbebauten westlichen Bereich der Insel an. Die einzige Straße darf nur langsam befahren werden. Sie schlängelt sich durch die Dünen.

Irgendwann kommt ein Parkplatz, auf dem wir das Motorhome eventuell ein bisschen verkehrswidrig parken. Das Schild am Eingang war so klein, wir konnten nur lesen, dass RVs dort nicht halten dürfen. Das Motorhome wird rückwärts eingeparkt, sodass es so weit es geht über der Düne steht. So blockieren wir niemanden.

Die Schuhe lassen wir im Auto, denn es geht direkt auf den schneeweißen Sand. Wirklich schneeweiß, es ist reiner Quarz. Unsere Füße machen beim Gehen quietschende Geräusche. Es weht eine steife Brise aus Westen. Und das Wasser ist tatsächlich grün, smaragdgrün.

Wir finden sehr hübsche, rot gemusterte Fragmente von Muschelschalen, aber leider keine komplette. Sie müssen sehr groß werden, wenn man den Fuß mit dem Bruchstück vergleicht.

Zu Beginn ihres Wachstums sind sie kleiner als die Spitze meines kleinen Fingers. Auch später bleiben sie sehr dünnschalig und leicht.

Andere Muschelschalen sind kleiner und dicker. Sie haben ein Loch, was sie theoretisch zu hübschen Kettenanhängern macht. Die Geschichte dahinter kommt einem splatter movie nahe:

Eine Wasserschnecke mit einer langen Zunge, die mit tausenden rasiermesserscharfen Häkchen bestückt ist, bohrt zunächst die Muschelschale durch. Dann steckt sie die Zunge in die geschlossene Kalkhülle hinein und bewegt sie hin und her, wie die Messer in einem Mixer. Innen ist die Muschel sehr weich; in kurzer Zeit ist der lebendige Organismus in Muschelsuppe verwandelt, die die Schnecke dann aufsaugt.

Wir gehen lange in die eine Richtung und dann lange wieder zum Auto zurück, genießen den starken Wind, die Leere und den Meeresgeruch, bevor wir zurück fahren. Auf dem Sund sehen wir noch einen kite surfer, der die starke Brise nutzt.

Navarre Beach Camping Resort, FL, day 30 (USA 2022)

Wir sind inzwischen weiter nach Westen gereist und an der Emerald Coast gelandet. Das ist immer noch Florida, aber nun am Golf von Mexiko. Unser Campingplatz in Navarre liegt am äußersten Ende des Florida Panhandle, östlich von Pensacola.

Nachdem wir stundenlang die sehr langweilige Interstate 10 West gefahren sind, beschließen wir, die letzten 80 Meilen an der Küste entlangzufahren. Wir biegen bei DeFuniak Springs ab, fahren direkt auf den Golf von Mexiko zu, um der Küstenlinie dann östlich auf dem Parkway zu folgen. Die Straße ist abwechselnd zwei- oder dreispurig. Wir überqueren den Sund mehrmals über Brücken. Dann kommen die Orte. Zum Strand hin stehen hohe Hotelanlagen, zur Landseite hin Shopping Malls, Freizeitparks, Restaurants, Shopping Malls, Freizeitparks, Restaurants usw. Wir haben den Feierabendverkehr nicht auf der Rechnung gehabt. So rollen wir mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 33 km/h unserem Ziel entgegen. Dafür sehen wir irgendwann auch die Dünen mit dem für hier charakteristischen weißen Sand. Es ist definitiv die interessantere Strecke, aber wir kommen zwei Stunden später als geplant an.

Der Campingplatz ist privat betrieben und wirklich schön gemacht, ein schmales Stückchen Land, sehr langgestreckt zwischen Highway und Santa Rosa Sound mit einem kleinen privaten Mini-Strand. Die Stellplätze sind recht schmal. Wir stehen auf Strandsand unter Palmen und Lebens-Eichen (live oaks) und beobachten die flinken grauen Eichhörnchen. Alles ist in bunten Pastellfarben gehalten, die kleinen Hütten sind gut gebucht. Es ist gerade Spring Break, Ferienzeit in den Monaten März und April, und entsprechend schwierig wird es, an den Küsten Campingplätze zu halbwegs moderaten Preisen zu finden.

Hier gibt es sehr viele Richtlinien und Hinweise zu beachten, um den Aufenthalt für alle möglichst angenehm zu machen. Unter anderem benötigen wir für unsere Abwasserleitung eine Unterstützung, um den Ablauf zu beschleunigen. Sonst haben wir sie immer auf dem Boden liegen lassen. Wir können einen solchen support entweder am nächsten Tag im Shop des Campingplatzes kaufen oder kurz zu Walmart hinübergehen (ca. eine Viertelstunde zu Fuß). Viel Lust zum Einkaufen haben wir nicht, aber ein bisschen laufen tut nach der langen Fahrt auch ganz gut. Vorher drehen wir noch eine Runde über den Platz und erkunden die Umgebung. Im Clubhaus beginnt gerade ein cornhole-Tunier, und wir werden freudig als weitere Teilnehmer begrüßt. Als wir ablehnen und erzählen, dass wir noch zu Walmart müssen, bietet einer der Teilnehmerinnen, Michelle aus Syracuse, NY uns ihren zweiten support an. Das ist supernett, wir sparen uns den Fußmarsch und 40 Dollar! Der Platz gefällt uns, wir werden vier Nächte hier bleiben.

Campfire im State Park, day 29 (USA 2022)

Auf jedem Campingplatz in den USA ist eine Feuerstelle ein Muss. Meistens kauft man das Feuerholz in Bündeln, die dann vom Personal im ebenfalls obligatorischen golf cart an den Platz gebracht werden. Und meistens stehen die Wohnwagen/ motorhomes/ RVs so eng, dass wir schon genügend Feuergeruch einatmen, ohne ein eigenes Feuer zu entzünden.

Hier im State Park haben wir wirklich viel Platz um uns herum, und der Feuerring befindet sich weit genug von Wagen und ausgefahrener Markise entfernt. Jetzt wollen wir auch mal zündeln.

Am Parkeingang lagen diese kleinen Umschläge herum. Das Holz selbst lagert in einem kleinen Verschlag. Zehn Scheite kosten fünf Dollar. Der Umschlag mit dem „verbrannten“ Geld wird am Ende des Aufenthalts in eine Box am Ausgang geworfen.

Neben dem Häuschen steht rechts ein Wägelchen zum Transportieren der Holzscheite. Kay weigert sich, zehn Scheite Holz mit dem Wagen die 25 Meter zu unserem Platz zu ziehen.

Dazu muss man wissen, dass sogar der Abwassertank eines Wohnwagens auf einen kleinen Anhänger gestellt wird, der wiederum von einem großen Truck zur Entleerungsstelle gezogen wird.

Ich stapele also zehn Holzscheite auf Kays ausgestreckte Arme und wir gehen los. Wir kommen keine fünf Meter weit. Der erste Mann ruft uns zu, dass der Wagen für den Transport gedacht ist. Ich rufe im Weitergehen zurück, dass wir das wissen. Weitere fünf Meter erklärt uns der nächste Mann, dass wir den Wagen benutzen sollen. Diesmal erklären wir, dass wir sture Deutsche sind, die das nicht wollen. Währenddessen ruft uns ein dritter Mann zu, der inzwischen neben dem Wägelchen steht, das genau dieser für den Transport gedacht ist.

Diesmal antworten die anderen ihm, dass sie uns das Procedere bereits erklärt hätten. Der erste Mann kommt auf uns zu und pult ein Stückchen Holz von einem Scheit ab. Das legt er mir in die Hand, damit ich, wie er sagt, meinen Mann ein bisschen entlasten kann und auch etwas zu tragen habe. Alle freuen sich und haben Spaß. Wir sind Sekunden später auf unserem Platz, und Kay lässt das Holz neben unserem Feuerring fallen.

Ohne Kleinholz lässt sich ein Feuer schwer entfachen, dieses gibt es aber nicht. Der amerikanische Weg ist folgender: Holz in den Ring werfen, Brandbeschleuniger darauf kippen, viel hilft viel, Streichholz hinterher werfen – brennt. Wir haben auch keinen Brandbeschleuniger, und wir wollen ihn auch nicht.

Kay besinnt sich auf seine Waldläufer- und Pfadfindertugenden, sammelt etwas Totholz, schichtet die Scheite ordentlich auf, investiert viel Lungenvolumen, um Sauerstoff hineinzublasen.

Das Holz ist nicht genügend abgelagert und recht feucht. Es qualmt ordentlich, aber es stinkt nicht unangenehm.

Schließlich brennt es lustig vor sich hin. Ein nettes Erlebnis, das wir nicht noch einmal wiederholen möchten in den verbleibenden Wochen. Es ist einfach zu unbefriedigend.

Da der Wind sich ständig dreht, müssen wir auch unseren Sitzplatz ständig ändern. In Ruhe sein Bier trinken geht anders.

Ein Spaziergang durch historic White Springs, FL, day 28 (USA 2022)

Eines der angekündigten Highlights in unserer Parkbroschüre lautet: „Visit the Spring House & take a historic walking tour of White Springs“. Das machen wir, hier im Park ist ja alles geschlossen. Der Ort erhielt seinen Namen von der hiesigen Schwefelquelle, deren Heilkraft schon die Ureinwohner nutzten.

Hier scheint auch fast alles geschlossen zu sein.

Der Suwannee River war die Grenze der Siedlungsgebiete der Apalachee im Westen und der Timucuan im Osten. An der Heilquelle konnten sie sich auch während der Kriege erholen, ohne angegriffen zu werden.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Quelle und das Umland von geschäftstüchtigen weißen Männern erschlossen, die das Land „erwarben“. Man fragt sich, von wem genau. Nun sollte die Quelle alle möglichen Gebrechen wie Nervosität, Nierenleiden und Rheumatismus heilen. Der erste Tourismus setzte ein, wurde aber durch den Bürgerkrieg gestoppt. Auch im Civil War wurde das Gebiet nicht umkämpft und diente als Fluchtort für die Angehörigen der umkämpften Plantagen rundherum.

Ende des 19. Jahrhunderts setzte der zweite Gesundheitstourismus-Boom ein. Es stehen hier noch etliche Häuser, die vom Wohlstand der Gemeinde vor gut 100 Jahren zeugen.

Zu der Zeit prosperierte die Stadt, es gab viele Pensionen, Baumwolle wurde für den Weiterverkauf vorbereitet, aber auch vor Ort zu modischer Kleidung und Hüten verarbeitet und verkauft. Die Menschen spielten Rasentennis, liefen Schlittschuh (in Florida?) und gingen zu Tanzveranstaltungen.

Das ursprünglich hölzerne Spring House wurde durch eine Konstruktion aus Beton und Muschelkalk ersetzt, die verhindern sollte, dass Flusswasser das Quellwasser verunreinigt. Heute sieht es nicht mehr so spektakulär aus, wie noch vor gut 100 Jahren.

Innerhalb der Betonkonstruktion wurde ein vierstöckiges hölzernes Badehaus errichtet, komplett mit Umkleideräumen, ärztlichen Untersuchungs- und Behandlungsräumen, Verkaufsständen und einem Fahrstuhl.

Gut dreißig Jahre später verloren die Urlauber das Interesse an Badekuren, weitere fünfzig Jahre später begann die Schwefelquelle immer schwächer zu werden, bis sie 1990 schließlich ganz versiegte. Der weiße Mann in seiner Geldgier benötigte nur 150 Jahre, um das Quellwasser aufzubrauchen, das viele hundert Jahre für alle ausgereicht hatte. Dieser Zusammenhang wird natürlich nirgendwo auf sign posts oder im Internet thematisiert.

Im zweiten Weltkrieg wurde in White Springs ein Prisoner of War camp für Deutsche eingerichtet. Die Gefangenen arbeiteten in der Holzindustrie, die den Badetourismus abgelöst hatte. Das Auto stammt wohl noch aus der Zeit.

Einmal pro Woche marschierten sie zur Schwefelquelle, um zu baden und um danach zum Gottesdienst in der Methodist Church zu gehen. Etliche der Deutschen blieben nach ihrer Freilassung in der Gegend und heirateten ein.

Heute ist vom Wohlstand nicht mehr viel zu sehen. Die Wohnhäuser variieren von historic houses (s.o.) über modular homes (Fertighäuser) und verrammelten Bungalows hin zu Ruinen.

Auch geschäftlich ist nicht viel los. Das Motel ist geschlossen, etliche kleine Shops ebenfalls. Wir legen noch einen Stopp bei der Post ein, um Briefmarken zu kaufen. Trotzdem sind wir nach nur einer Stunde wieder zurück, obwohl wir zu Fuß unterwegs waren.

ehemals Adams Country Store, est. 1865

Stephen Foster Folk Culture Center State Park, FL, day 27 (USA 2022)

Wir sind in den Norden Floridas gefahren und campen zum ersten Mal in einem State Park. Endlich zurück in der Normalität. Es ist wieder grün um uns herum. Man kann Kindergeschrei hören.

Unser Platz ist riesig, komplett mit Picknickbank, Grill und Feuerring. Hier gibt es Wasser- und Stromanschluss, den Abwassertank müssen wir entleeren, wifi gibt es nicht, das Badehaus ist einfach. Zur Abwechslung ist das alles wirklich schön.

Der Campingplatz nimmt nur einen Teil des Parks ein, genauer gesagt, den hinteren Teil. Der State Park selbst liegt am Suwannee River. Stephen Fosters Lied „Old Folks at home“ ist eher bekannt als „Way down upon the Suwannee River“ und die offizielle Hymne des Staates Florida.

Das Diorama befindet sich im Carillon Tower. Im Erdgeschoss werden Faksimiles von Fotos, Noten und anderen Handschriften, sowie Instrumente des Komponisten ausgestellt. Der Turm selbst ist 61 Meter hoch. Oben befindet sich das weltgrößte (Anzahl der Röhren) Glockenspiel aus 97 Röhrenglocken, das mit einer Klaviatur gespielt wird.

Normalerweise werden Fosters Lieder den ganzen Tag über von dem Glockenspiel gespielt. Muss sich hübsch anhören. Leider ist die Elektrik 2017 während eines Sturms zerstört worden und Wasser in das Gebäude eingedrungen. Inzwischen haben sie genügend Spenden eingesammelt, um den ersten Teil der Renovierung einzuläuten. Bei dem Tempo wird es noch Jahrzehnte dauern, bis das Instrument wieder erklingen kann.

Stephen Foster (1826-1864) war zu seiner Zeit der bekannteste Komponist in den USA. Das Museum, in dem sein Leben und Werk geehrt wird, ist wegen Instandhaltungsarbeiten geschlossen. Genauso wie der Souvenirladen und das kleine Areal, wo traditionelle Handwerke demonstriert werden. Ich webe ein bisschen weiter an dem auf der front porch hängenden Webstück.

Nirgendwo finden wir Hinweise darauf, ob und wann hier wieder etwas geöffnet haben wird. Vielleicht erst wieder im Mai, wenn das größte Folk Festival Floridas hier stattfindet. Aber auch dazu finden wir keine Hinweise. Die Anlagen, im Bild das Amphitheater, sehen aus, als wenn sie schon seit ein paar Jahren nicht mehr genutzt worden sind. Wahrscheinlich ist das der Preis von Covid-19.

Es sind außer uns auch nicht viele Camper da, dafür ist die Ruhe himmlisch. Nur Gopher läuft uns über den Weg, wobei „läuft“ vielleicht nicht ganz das richtige Verb ist. Meet famous Florida gopher tortoise!

Shopping als Freizeitbeschäftigung, day 26 (USA 2022)

Wenn wir nicht gerade lesen, einer Aktivität im RV-Resort nachgehen oder mit der Zubereitung von Mahlzeiten beschäftigt sind, machen wir eine kleine Tour mit John und Laurie, die früher oder später in Shopping endet. Wir fahren zu einem weiteren Goodwill Store, finden aber nichts passendes zum Anziehen. Einige hübsche Outfits für die Kreuzfahrt waren zu sehen, aber davon haben wir ja schon genug im Koffer.

Von den hiesigen Aldis haben wir auch schon berichtet. Sie sind sehr populär hier bei den Resort-Freunden, da sie sehr gute Qualität mit einem sehr günstigen Preis verbinden. Die Läden sind aufgeräumt, alles ist an den richtigen Plätzen und das Personal schnell. Nichts neues für uns, aber immer noch eine Sensation in Amerika.

Aldi sorgt dafür, dass auch Menschen mit ganz normalen Einkommen ab und an Dinge wie geräucherten Lachs oder italienischen Aufschnitt essen können, genauso wie es in Deutschland vor Jahrzehnten geschehen ist.

Außerdem gibt es hier eine große Auswahl an Bio- und vegetarischen Lebensmitteln. Und was es hier nicht gibt, findet man etwas teurer, aber in gleich guter Qualität bei Publix. Wir finden noch eine kleinere Kette namens „Earth Fare“, die auch Bio-Qualität verkauft.

Die meisten Supermärkte verkaufen auch Bier und Wein. Andere alkoholische Produkte muss man in liquor stores kaufen. Wir besuchen „Total Wine&more“. Der schiere Überfluss an Produkten lähmt uns. Russische Produkte wurden inzwischen aus den Regalen entfernt, doch Wodka wird anscheinend überall produziert. Biere und Weine haben Preise wie bei uns, alles andere ist wesentlich teurer. Wir nehmen nur Fotos mit, das letzte in der folgenden Galerie ist besonders sehenswert.

Die Markise unseres motorhomes lässt sich schon wieder nicht richtig sichern. Der Regen der vergangenen Nächte hat das Öl, mit dem die Sicherungsbolzen in Peekskill wieder gängig gemacht wurden, anscheinend ausgewaschen.

Wir fahren zum Baumarkt, „Lowe‘s“ ist in der Nähe, wie alles hier in Amerika extrem riesig, dafür gut beschildert. Wir finden sehr schnell das Öl und die Arbeitshandschuhe.

Nach einigem Suchen und fragen landen wir auch in der Gartenabteilung und erwerben einen kleinen Fahnenhalter für den Rasen. Wir hängen allerdings keine USA-Flagge daran, sondern eine „Good Vibes“-Fahne. Das passt zu uns, finden die anderen, als sie unsere Neuerwerbung begutachten.