Ein neues Reiseerlebnis mit der Bahn

Die Eisenbahnhochbrücke in Rendsburg
Blick von der Hochbrücke auf den Nordostseekanal (Kiel Canal) am Morgen

Nach Dresden und zurück sind wir ab Hamburg mit dem EC 378 bzw. 379 der tschechischen Staatsbahn České dráhy (im Auftrag der DB natürlich) gefahren, die verfügen über einen fast schon legendären Speisewagen mit tschechischem Personal, Speisen und Preisen.

Mit der Fahrt in der Ersten Klasse wollten wir eigentlich den Mitreisenden mit den hartgekochten Eiern und den Minisalamis entkommen. Das gelang uns auf der Hinfahrt allerdings nicht, denn gerade für die etwas korpulenteren Mitmenschen bietet die erste Klasse deutlich mehr Sitzkomfort. Und so kamen wir nicht nur in den Genuss von laut telefonierenden Geschäftsleuten, sondern eben auch zu in knisterndem Plastik verpackten Lebensmitteln (Eier, Salami, Käse, Cola) am Nebentisch. Zumindest phasenweise fuhr der Zug tatsächlich 200 km/h, trotzdem kamen wir verspätet in Dresden an. Dass die meisten Toiletten schon vorher leere Wassertanks hatten, verminderte das ansonsten angenehme Reisen mit dem Zug zusätzlich.

Für einen Besuch im Speisewagen war es auf dem Hinweg zu früh für uns. Aber für die Rückfahrt nahmen wir uns einen Besuch fest vor. Tatsächlich landeten wir sofort, wenn auch nur kurzzeitig, dort, denn der eingesetzte Zug hatte einen Wagen der ersten Klasse zu wenig mit. Die Buchungslage war wohl so gering, dass es auch mit einem Wagen weniger gegen würde. Irgendwie blöd nur, dass ausgerechnet der Wagen Nr. 263 fehlte, in dem waren nämlich unsere Plätze reserviert.

Die Servicekraft der DB auf dem Dresdner Bahnsteig schob die Schuld auf die Tschechen: „Das machen die jeden Tag mit uns.“ Mimimi würde ich sagen, dann könnte man das Problem doch in die App einpflegen. Aber nichts da, wir sollten uns an den Zugbegleiter wenden, der hielt sich meist in Wagen 260 auf. Das Bordrestaurant hat die Nummer 261, der Plan war also, dort einen der hübschen Plätze am Tisch zu entern und anschließend den Zugbegleiter etwas tun zu lassen. Plan in die Tat umgesetzt, klappte hervorragend, Kay blieb mit dem Gepäck im Speisewagen. Ich ging durch den Restaurantwagen weiter durch, der Zugbegleiter war schon durch die Schiebetür zu sehen.

Allerdings verschwand er auch sehr schnell nach draußen. Also hinterher und nach einer Lösung unseres Problems gefragt. Ja, dafür wäre nun die Kollegin zuständig, die dort hinten, am Ende des Zuges auf dem Bahnsteig stand. Die Zeit reichte noch, außen am Zug entlang zu ihr zu gehen, sie in ihrer Zigarettenpause zu unterbrechen und ich erfuhr unsere neuen Plätze, die eigentlich unsere bisherigen Sitznummern waren, jedoch in einem anderen Abteil. Dort angekommen mussten wir nur noch intern mit zwei anderen Passagieren abklären, dass sie und wir nicht jeweils einzeln hintereinander, sondern als Paare nebeneinander sitzen wollten, das nicht deutsche sprechenden Paar von unseren Sitzen mit einer englischsprachigen Auskunft, die sie verstehen konnten, an die Zugbegleiterin verweisen und alle saßen, während der Zug sich langsam in Bewegung setzte. Dass die Klimaanlage die sehr warmen Außentemperaturen nicht ausreichend genug heruntergegeben konnte, geschenkt. Wir hatten Plätze in Fahrtrichtung und eine halbe Stunde später waren wir wieder unterwegs Richtung Speisewagen.

Dort war es in der Tat sehr schön, rote Kunstlederbänke an Tischen, die mit weißem Tischtuch eingedeckt sind, eine formschöne Lampe würde abends den Essbereich angenehm erhellen, die Speisekarte bietet für jeden Geschmack etwas und enthält dazu landestypische Speisen und Getränke zu vergleichsweise günstigen Preisen, in großen Portionen und frisch zubereitet.

Wir entschieden uns für Lendenbraten mit Knödeln und Rahmsauce, dazu einen Gurkensalat bzw. für Schweinebraten mit Kartoffeln und Zucchini-Spinatgemüse. Beides war ausgesprochen lecker, auf Porzellan serviert, das Pilsner Urquell dazu kam vom Fass. Unser Kellner Pavel war witzig, er überreichte das Bier mit dem Hinweis, das Glas gut festzuhalten oder etwas schneller zu trinken. Letzteres taten die sechs jungen Männer während der vierstündigen Reise ohne Unterlass, blieben aber ebenfalls sehr freundlich. Die Mahlzeit kostete uns incl. Apfelschorle und Espresso € 35,60 und es schmeckte viel besser als Kantinenessen. Hätten wir die Happy Hour erwischt, wäre es noch günstiger geworden. wir haben nicht herausbekommen, um wieviel Uhr die begann. Da kommt die DB mit ihrem Bordrestaurant wirklich nicht mit.

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