Spätsommerfest im Österreichischen Skulpturenpark

Diese Karte haben wir in einem Restaurant gefunden.

Da wollen wir hin, liegt zwar außerhalb von Graz, ca. sieben Kilometer südlich, aber es gibt ja Öffis. Sonntag fährt anlässlich des Festes ein Shuttlebus vom Kunsthaus aus, aber der Anmeldeschluss war ein Tag bevor wir in Graz ankamen. Das erschüttert uns nicht, vielleicht sind kurzfristig zwei Plätze freigeworden. Wir fragen im Kunsthaus nach: leider ausgebucht! Aber die Damen gucken im Internet nach und verraten uns, von wo aus welcher öffentliche Bus wann dorthin fährt. Das kann ja nicht so schwierig zu finden sein, wir haben ein Smartphone und auch einen papiernen Stadtplan. Ist aber doch schwierig. Der Jakominiplatz, ein zentraler Straßenbahn- und Busknotenpunkt wird umgebaut, Haltestellen sind verlegt worden. Der Info-Mensch kennt sich nur mit den Straßenbahnen aus, nicht mit den Bussen. Eine gerade Pause machende Busfahrerin weist uns den Weg. Als wir schließlich die Haltestelle in einer vom Platz abgehenden Straße finden, fährt zur angegebenen Zeit der Flughafenshuttle ab. Aber dessen freundlicher Fahrer zeigt uns, wie hier die Fahrpläne zu lesen sind. So haben wir noch eine Stunde Zeit, die wir bei einer kühlen selbstgemachten Limonade und sehr schnellem WLAN im Café Sorger im Schatten verbringen.

Dann geht es zum richtigen Bus – und auf ins Abenteuer! Es fahren nicht viele Personen mit, glücklicherweise erwähnt eines der Kinder lauthals, dass es zum Skulpturenpark fährt. Also beschließen wir, erst dann auszusteigen, wenn auch das Kind mitsamt Eltern aussteigt. Guter Entschluss, denn wir gondeln eine Dreiviertelstunde durch Vororte, am Flughafen vorbei (so wissen wir auch jetzt, wo dort die Bushaltestelle ist), durch weitere Orte, an vielen Maisfeldern entlang, durch Industriegebiete und kommen schließlich gefühlt im Nirgendwo an. Dort gehen wir der Familie hinterher und kommen tatsächlich dort an, wo wir hinwollten.

Das Spätsommerfest findet anlässlich der Präsentation eines neu geschenkten Werkes von Günter Damisch statt:

DichteDichter II, 1991/2013

Der Skulpturenpark selbst umfasst ca. sieben Hektar Fläche und zeigt mehr als 70 Werke österreichischer und internationaler Künstlerinnen und Künstler, hier z.B. ein Werk von Yoko Ono:

Painting to Hammer a Nail in/Cross Version, 2005

Das Gelände ist auf einem Teil der Internationalen Gartenschau 2000 entstanden und wurde 2003 eröffnet, als Graz Kulturhauptstadt Europas war.

Vor dem Berggartencafé liegt ein schöner Teich mit Lotusblüten. Wenn man auf einer bestimmten Bank Platz nimmt (dort stehen etliche Bänke), entwickelt sich aus dem Gewicht des Körpers heraus eine Wasserfontäne, je schwerer der Körper, desto höher die Fontäne:

Did I miss something, 2002 des Dänen Jeppe Hein

Hinter dem Café findet das Kinderprogramm statt, wo sie selbst Skulpturen bauen können:

Die gelbe Skulptur links ist die von dem Kind, das uns hierher „geführt“ hat. Es lehnt mit anderen Werken an der „Mauer“ von Lois Weinberger (1992).

Die Kinder nutzen etliche Kunstwerke auch einfach zum Spielen, wie hier den überdimensionalen Koffergriff der Skulptur „Die Erdkugel als Koffer“ von Peter Weibel (2004):

Links davor ist „Sole d‘acciaio“, 1989 von Ilija Šoškić zu sehen.
Asoziale Tochter, 2004 von Tobias Rehberger
Airplane Parts and Hills, 2003 von Nancy Rubins
Die älteste Skulptur im Park: Atlantis 1940-1944 von Herbert Boeckl

Um 18:00 Uhr sind wir müde und Kunst gesättigt und nehmen den Bus zurück. Diesmal nimmt er eine andere Route (vielleicht sitzen wir auch in einer anderen Linie), fährt dafür einen Weg doppelt, um eine alte Dame nach Hause zu fahren (der Busfahrer erhält dafür einen Muesliriegel von ihr, „Vergelt’s Gott!“), es geht durch noch mehr Maisfelder zum Flugplatz, wo wir gefühlt alle Passagiere des gerade angekommenen Fliegers einsammeln, um dann durch Dörfer, Vororte und Industriegebiete nach einer Stunde wieder in Graz ankommen.

Wie sagte eine Mutter zu ihren Kindern, als sie am Skulpturenpark auf die Räder stiegen: „Das war ein ganz toller Tag heute, gell!“ – Stimmt!

Bushaltestelle, optisch ein bisschen aus der Welt gefallen.

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