Southwark, immer wieder etwas Neues 

Es scheint so, als wenn der Stadtteil Southwark unser all time favourite ist. Immer wieder halten wir uns dort auf, gestern, heute und auch nächste Woche wieder. Und immer wieder finden wir interessante Dinge, die wir noch nicht gesehen oder gewusst haben. 

Heute gelang es uns endlich, nach mehreren vergeblichen Anläufen im Verlauf der vielen Besuche hier weil immer zu spät vor der Tür, die Southwark Cathedral von innen anzusehen. Fast hätte es wieder nicht geklappt, denn es lief gerade der evensong, der abendliche Gottesdienst in der anglikanischen Kirche. Da wir aber der Ökumene nicht abgeneigt sind, haben wir uns hineingesetzt, bekamen Liederbuch und Ablauf in die Hand gedrückt und waren für eine halbe Stunde Teil der Gemeinde. Das Knien beim Beten haben wir buchstäblich ausgesessen, beim Glaubensbekenntnis einfach das Wort katholisch gegen apostolisch ausgetauscht und die Abschlusshymne tapfer und laut mitgesungen. Glücklicherweise gab es genügend Strophen, so dass die Melodie sich einprägen konnte. Der Chor war zu Besuch aus Newcastle in Australien (die Auswanderer aus England waren noch nie wirklich einfallsreich mit der Benennung ihrer neuen Siedlungen, haben wir schon in Amerika gemerkt, alle Ortsbezeichnungen in GB gibt es auch noch auf anderen Kontinenten).

Southwark Cathedral nach dem evensong, die Kerzen brennen noch
der kleine Kräutergarten hinter der Apsis, darüber London Bridge, darüber die Ubahnstrecke, darüber die Bürobebauung

Der Kirchgarten ist eine kleine Oase inmitten der quirligen Stadt, gut zum Ausruhen und Luft holen. Außer einem Kräutergarten sind alle Pflanzen, die in Shakespeares Stücken erwähnt werden, angepflanzt. Außerdem gab es eine interessante Skulptur zu sehen. Sie erinnert an den amerikanischen Häuptling Mahomet Weyonomon, der 1736 36jährig in der City of London starb, als Ausländer dort aber nicht beerdigt werden durfte. Daher wurde er über den Fluss getragen und in der Nähe der Kirche, der jetzigen Cathedral, begraben. Warum war er überhaupt in London? Sein Stamm, die Mohegan, hatten den ersten Siedlern geholfen zu überleben und wurden Verbündete der Engländer. Die Siedler allerdings begannen, ihnen ihr Stammesland zu stehlen. Trotz königlicher Anweisungen wurde das Land nicht zurückgegeben. 30 Jahre später segelte Mahomet mit drei Unterstützern nach England, um beim König vorstellig zu werden. Während er auf den Audienztermin wartete, steckte er sich mit Pocken an und starb. Sein Stamm bat um die Errichtung eines Erinnerungsteins, um einen gefallenen Häuptling zu ehren. Ein Stein aus dem Stammesland wurde nach England verschifft, behauen und 2006 von der Queen, ihrem Mann, dem Stammesvorsitzenden und dem amerikanischen Botschafter enthüllt, um Mahomet symbolisch die Audienz zu gewähren, die er nie erhalten hatte.

zur Erinnerung an Häuptling Mahomet Weyonomon

Und dann ist da ja auch immer noch die großartige Tate Modern. Der moderne Anbau, den wir bereits in den verschiedenen Baustufen gesehen haben, ist jetzt fertig. Ganz oben in der 10. Etage bekommt man kostenlos einen wunderbaren Blick über London. Ganz unten sind die gewaltigen Öltanks, auf denen der Anbau ruht und die früher für den Turbinenantrieb notwendig waren, gereinigt und auch zu Ausstellungsräumen umgewandelt worden. Na ja, es sind eher Ausstellungshallen, und dort gab es Neues zu sehen. Im Museum und an der Themse generell ist die Sommerhitze auch auszuhalten, ganz im Gegensatz zur UBahn. 

der Anbau der Tate Modern, ganz oben kan man die Menschen im 10. Stock sehen
Blick aus dem 10. Stock nach Nordosten, im Vordergrund ist der Altbau zu sehen
Blick aus dem 10. Stock nach Osten
Blick von der Brücke im 4. Stock, die Alt- und Neubau miteinander verbindet
Tate Modern, links das alte Kraftwerksgebäude, rechts der neue Anbau

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